Mit Tertullian, dem ersten lateinischen schreibenden christlichen Theologen erhebt sich die westliche Theologie sogleich auf theologisches und sprachliches Hochniveau. Er hat nicht nur die frühchristliche Apologetik mit seinem Apologeticum zu einem Höhepunkt geführt, sondern auch die Grundlagen für die später ausgebildete orthodoxe Trinitätstheologie und Christologie gelegt und mit seinem systematischen Hauptwerk De anima den ersten Entwurf einer christlichen Anthropologie und Seelenlehre vorgelegt. Bekannt und berüchtigt ist er aber auch und besonders als unerbittlicher und virtuos argumentierender Polemiker geworden, der alle ihm zu Verfügung stehenden rhetorischen Kniffe und Winkelzüge einsetzt, um seine Gegner zu widerlegen und zu verunglimpfen. Er war ein glühender Vertreter einer rigorosen christlichen Moral und ist als solchen höchstwahrscheinlich als Schismatiker außerhalb der katholischen Kirche, die er vorher vehement verteidigt hat, geendet. Dieser ebenso widersprüchlichen wie faszinierenden frühchristlichen Gestalt wollen wir uns in diesem Seminar nähern, indem wir wichtige Texte von ihm studieren und analysieren.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20