Kausalität hat sich als zentraler Begriff der Wissenschaften herausgestellt. Neben den weiterhin diskutierten grundlegenden Fragen, was Kausalität ist und wie wir auf Kausalität schließen, haben die Debatten um Kausalität in den letzten Jahren an Vielfalt gewonnen. In diesem Seminar wollen wir uns dem aktuellen Forschungsfeld widmen, wie sich Kausalität auf verschiedenen Ebenen zueinander verhält. Dabei gibt es drei zentrale Themen:

(1) Viele Wissenschaften erklären Makrophänomene durch kausale Netzwerke der Mikrokonstituenten („Mechanismen“). Beispielsweise werden Zellteilungen durch sehr komplexe Wechselwirkungen zwischen den molekularen Bestandteilen erklärt. Was ist die korrekte Theorie solcher Mechanismen und unter welchen Bedingungen zählen sie als erfolgreiche Erklärungen?

(2) Wenn eine Billardkugel eine andere stößt, sprechen wir typischerweise von einem kausalen Vorgang. Doch gibt es Kausalität überhaupt auf einer solchen makroskopischen Ebene oder sind immer nur die Mikrokonstituenten (im Bsp: die Elementarteilchen, aus denen die Billardkugeln bestehen) kausal wirksam? Superveniert Makrokausalität über Mikrokausalität?

(3) Gibt es kausale Beziehungen zwischen Ereignissen auf verschiedenen Ebenen? Solche Interlevel-Kausalitätsrelationen sind prinzipiell in zwei Richtungen denkbar und kommen auch im wissenschaftlichen Sprachgebrauch vor: „Ein Virus verursachte die Erkrankung des Organismus’“ wäre ein Kandidat für Aufwärts-Kausalität (von der Mikro- zur Makroebene), während „Die Bewegung des Organismus führte zu einer erhöhten Herzfrequenz“ einen Kandidaten für Abwärts-Kausalität (von der Makro- zur Mikroebene) darstellt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20