Mit der sogenannten dritten Demokratisierungswelle hat sich in der vergleichenden Politikwissenschaft die Subdisziplin der Transformationsforschung etabliert, die Veränderungsprozesse politischer Systeme zu beschreiben und zu erklären versucht. In der Regel war Transformationsforschung zunächst Demokratisierungsforschung: Nach dem Ende des Kalten Krieges bestand kurzzeitig die Hoffnung auf einen allgemeinen Siegeszug der Demokratie, der sich in Fukuyamas berühmter These vom „Ende der Geschichte“ ausdrückt. Transformationsmodelle endeten oft mit der Konsolidierung der Demokratie als letztem Schritt. Dieser Glaube ist längst verflogen: Zwar haben sich demokratische Institutionen formal fast überall durchgesetzt, welche Geltungskraft sie real besitzen, variiert jedoch stark und es ist eine große Gruppe von Regimen entstanden, die sich „in der Grauzone“ zwischen Demokratie und Autokratie befinden. Zudem finden heute zwar noch immer in einer Vielzahl von Staaten Transformationsprozesse statt, allerdings sehr häufig nicht als Demokratisierung, sondern als (Re-)Autokratisierung. Angesichts dieser Entwicklungen sogar in für konsolidiert gehaltenen Demokratien wie Ungarn oder Polen wird zuweilen von einer dritten autokratischen Gegenwelle gesprochen.

Dieses Seminar soll in die grundlegenden Konzepte und Methoden der Transformationsforschung einführen. Es vermittelt unter anderem, nach welchen Modellen sich politische Transformationsprozesse systematisieren lassen und wie Demokratisierungsgrade überhaupt messbar gemacht werden können. Der Kurs wird aber auch Raum bieten, aktuelle Demokratisierungs- bzw. Autokratisierungs-Tendenzen zu thematisieren und die These eines „authoritarian backlash“ zu diskutieren.

 

Prüfungsleistung: Hausarbeit nach Maßgabe der Prüfungsordnung (ca. 4500 Wörter)

Studienleistung: kritische Textbesprechung (2-3 Seiten)

Literatur zur Einführung: Merkel, Wolfgang (2010): Systemtransformation. Eine Einführung in die Theorie und Empirie der Transformationsforschung. 2., überarbeitete und erweiterte Ausgabe. Wiesbaden: VS Verlag.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20