Im Nationalsozialismus wurde die „erbgesunde, arische Familie“ als Basis der neuen „Volksgemeinschaft“ glorifiziert und kam in den Genuss zahlreicher finanzieller Förderungen wie Ehestandsdarlehen, Steuererleichterungen, manchmal sogar staatlich finanzierte Ferienfahrten. Zudem profitierten deutsche Familien von den Waren und Gütern, welche die Bevölkerung der besetzten Gebiete, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, und schließlich die ermordeten Juden erwirtschaftet hatten. Aus rassischen oder sozialen Gründen „unerwünschte Familien“ hingegen wurden zu Opfern der deutschen Rassen-, Expansions- und Vernichtungspolitik: durch Euthanasie, Vertreibungen und schließlich Massenmord. Die Übung will – gestützt auf intensive Lektüre von internationaler Forschungsliteratur und die Beschäftigung mit verschiedensten Quellengattungen – ausloten, wie Familien lebten im Nationalsozialismus zwischen Inklusion und Exklusion, wie sich Geschlechterrollen und intergenerationelle Beziehungen im Krieg änderten und inwiefern die Familie Verfolgten wie auch NutznießerInnen des Regimes Spielräume bot für Resilienz.

Zur Einführung empfohlen: Lisa Pine: Family and Private Life, in: Baranowski, Shelley / Nolzen, Armin / Szejnmann, Claus-Christian (Hg.): A Companion to Nazi Germany. Oxford 2018, S. 351-366.


Semester: WT 2019/20