Theoderich der Große läßt sich ganz unterschiedlich charakterisieren: als germanischer König, als barbarischer Anführer, als römischer Magistrat, als Vertreter des Kaisers, vielleicht sogar als kaisergleicher Herrscher in Italien. Am Übergang von der Spätantike zum frühen Mittelalter spielte der König offenbar ganz verschiedene Rollen, und vor dem Hintergrund ganz unterschiedlicher Interessen der Neuzeit wurde sein Bild auch durchaus vielfältig gezeichnet. Seine Gestalt bietet die Möglichkeit, unterschiedliche Bereiche der Geschichte vorzustellen: die politische Situation Italiens nach dem Endes des römischen Kaisertums im Westen, das frühe byzantinische Reich, die konfessionelle Spaltung zwischen Katholiken und sogenannten arianischen Christen, die Rolle des ostgotischen Militärs, die Bedeutung römischer Senatoren für die Überlieferung der antiken Literatur und Kultur an das Mittelalter, die Heiratsverbindungen und das Bündnissystem zwischen unterschiedlichen barbarischen Herrschern im Westen, und nicht zuletzt Kunst und Kultur in einem poströmischen, vielleicht barbarischen Königreich im frühen Mittelalter.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20