In der üblichen französischen und deutschen Meistererzählung gilt König Chlodwig als Begründer des fränkischen Großreichs. Als vielleicht skrupelloser Herrscher beseitigte er andere fränkische Kleinkönige, obwohl er zu anderen Barbarenherrschern familiäre Verbindungen knüpfte. Er verdrängte die Westgoten aus Südgallien, wofür ihm Gregor von Tours religiöse Motive zuschreibt – Chlodwig habe geradezu einen Religionskrieg geführt, was ein singuläres Zeugnis im gesamten frühen Mittelalter darstellt. Geschickt bediente sich Chlodwig religiöser Argumente zur Rechtfertigung seiner Herrschaft, er knüpfte Beziehungen zur gallorömischen Senatsaristokratie und etablierte eine Dynastie, die als einzige barbarische Dynastie des frühen Mittelalters mehrere Jahrhunderte hindurch die Herrschaft behaupten konnte. In der historischen Überlieferung finden sich ganz unterschiedliche, auch legendenhafte Begründungen für das postulierte Herrschercharisma der Merowinger; die bekanntesten sind das lange Königshaar und die behauptete Abstammung von einem Meerungeheuer, doch stellt sich die Frage, wie sich dies mit dem durchaus christlich begründeten Königtum der Merowinger in Übereinstimmung bringen läßt. Das Hauptseminar führt in unterschiedliche Bereiche der spätantiken und frühmittelalterlichen Geschichte ein und berücksichtigt dabei auch die durchaus wechselhafte Forschungsgeschichte.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2019/20