In der Lehrveranstaltung wird gezeigt, auf welche Weise die heidnische, griechisch-römische Mythologie im lateinischen Schrifttum des Mittelalters und der frühen Neuzeit verhandelt wurde. Während die Gültigkeit der christlichen Religion an sich im lateinischen Europa des Mittelalters keineswegs in Frage gestellt wurde, lebten die heidnischen Götter in der Literatur, bildenden Kunst sowie im gelehrten, theoretischen und enzyklopädischen Schrifttum munter weiter. Im Humanismus der Renaissance (14.-16. Jh.) entwickelte sich für das pagane Pantheon ein verstärktes Interesse, sogar im Sinn einer grundlegenden, Identität stiftenden Figuration des kulturellen und geistigen Lebens. Zudem wurde die Mythographie ab der zweiten Hälfte des 15., jedoch v.a. im 16. Jahrhundert, durch antiquarisch-protoarchäologische Studien auf eine neue wissenschaftliche Grundlage gestellt.

In der Lehrveranstaltung sollen die wichtigsten mythologischen bzw. mythographischen Traktate vorgestellt und analysiert werden: u.a. Fulgentius‘ Mitologiae, die vatikanischen Mythographen, Albricus’ Allegoriae poeticae, Boccaccios Genealogiae deorum gentilium (14. Jh.), Ludovico Lazzarelli’s De gentilium deorum imaginibus, Georgius Pictorius’ Theologia Mythologica (1532 und 1558), Julien d’Havrés De cognominibus deorum gentilium (1541) und Lilio Gregorio Giraldis De deis gentium historia (1548).

Textbeispiele werden in der VL gestellt. Die zentralen lateinischen Textbeispiele werden übersetzt bzw. paraphrasiert.

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2019