Die religiöse Situation in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert. Kennzeichnend für den Strukturwandel ist neben der fortwährenden Säkularisierung der Prozess der vor allem migrationsbedingten religiösen Pluralisierung. Während Deutschland sich damit faktisch zu einem religiös und weltanschaulich pluralen Land entwickelt hat, ist die religionspolitische Ordnung Deutschlands von der Zusammenarbeit zwischen dem Staat und den beiden großen christlichen Kirchen geprägt und steht vor der Herausforderung, sich auch anderen Religionsgemeinschaften gegenüber zu öffnen, was umgekehrt von diesen erfordert sich einzupassen. Dieser beidseitige Integrationsprozess wird in aktuellen Debatten zur gleichberechtigen Teilhabe nicht-christlicher (und vor allem islamischer) Religionsgemeinschaften in verschiedenen Gesellschaftsbereichen wahrnehmbar: so etwa wenn es um ihre rechtliche Anerkennung („Körperschaftsdebatte“), ihre gesellschaftliche Integration („Parallelgesellschaftsdebatte“), ihre Teilhabe am staatlichen Schulwesen („Religionsunterrichtsdebatte“) oder um den Bau von repräsentativen und sichtbaren Gotteshäusern (z.B. „Moscheebaudebatte“) geht. Wir wollen diese aktuellen Debatten zum Ausgangspunkt nehmen, um uns das Themenfeld von Migration, Religion und Integration anhand von theoretischen Ansätzen und empirischen Befunden zu erschließen und in seinen Spannungs- und Gestaltungspotentialen zu diskutieren.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2019