Die beständige Präsenz von Kriegen oder zumindest ihrer Möglichkeit prägte die soziale und kulturelle Ordnung in der Frühen Neuzeit grundlegend. Zugleich war Frieden ein prekärer und stets gefährdeter Zustand, der immer wieder neu hergestellt werden musste. Dieser Zusammenhang von Krieg und Frieden war auch für die städtischen Gesellschaften der Frühen Neuzeit fundamental. Er schlug sich sowohl in den inneren Verhältnissen nieder, zum Beispiel in der wichtigen Stellung von Bürgerwehren und Schützengesellschaften sowie der zentralen Bedeutung des ‚Friedens‘ als eines städtischen Grundwerts, als auch in der äußeren Gestalt der Kommunen. Stadtbefestigungsanlagen (die am Ende der Frühen Neuzeit aber weitgehend ihre Bedeutung verloren und in vielen Fällen abgerissen wurden) sind dabei nur das offensichtlichste Beispiel. Dass frühneuzeitliche Kommunen und ihr Umland immer wieder Schauplätze von kriegerischen Ereignissen – von Belagerungen, Besatzungen, Einquartierungen, Plünderungen, Schlachten – und zugleich auch Orte waren, an denen Frieden ausgehandelt und geschlossen wurde, ist bis heute fest in der Erinnerungskultur vieler Städte verankert (und dies nicht nur in Münster). In der Veranstaltung werden wir den unterschiedlichen Facetten von „Krieg und Frieden“ am Beispiel süddeutscher (Reichs-)Städte nachgehen – und zwar vor allem anhand der konkreten Anschauung vor Ort. Eine fünftägige Exkursion führt nach Augsburg als einem der bedeutendsten städtischen Zentren des frühneuzeitlichen Reichs sowie in weitere benachbarte Reichsstädte wie Nördlingen, Ulm und Memmingen. Denn kaum eine Städtelandschaft war während der Frühen Neuzeit durch das beständige Wechselspiel von Krieg und Frieden geprägt wie diejenige Oberschwabens. Die oberschwäbischen Reichsstädte waren denn auch immer wieder Schauplätze von Krieg und Frieden – angefangen vom Bauernkrieg über den Augsburger Religionsfrieden und den Dreißigjährigen Krieg bis hin zu den Napoleonischen Feldzügen. Den bis heute an vielen Stellen sichtbaren Spuren dieser Ereignisse und Zusammenhänge nachzugehen und dadurch ein besseres Verständnis für die spezifische Kultur der frühneuzeitlichen Stadt zu gewinnen, ist das zentrale Ziel der Veranstaltung.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2019