Der Krieg gehört als soziales Phänomen zu den Konstanten der menschlichen Geschichte. Als in nahezu allen historischen Momenten anzutreffendes kollektives Konfliktmodell, bei dem es zu organisierter, gezielter Gewaltanwendung kommt, hat der Krieg auch in verschiedensten Formen seine Spuren in der Kultur hinterlassen. Er ist Thema erzählender Texte sowie Gesänge und hat seinen Niederschlag in einem reichhaltigen Repertoire an Bildern hinterlassen. Welche Bedeutung künstlerische Präsentationen und Repräsentationen des Krieges haben und hatten, zeigt schon der Umstand, dass einer der für die kulturelle Formung des Abendlandes paradigmatischen Texte, Homers Illias, die Erzählung eines Krieges ist.

 

In dem Seminar wollen wir uns gemeinsam Kriegserzählungen aus verschiedenen Momenten der deutschen Geschichte anschauen und der Frage nachgehen, mit welchen Mitteln der Krieg erzählt werden kann. Auf welche Weise wird versucht, diese extreme Erfahrung massenhaften Sterbens und erlittener sowie ausgeübter Gewalt in Worte zu fassen? Welche sprachlichen Bilder werden herangezogen und welchen Sinn verleihen diese Texte dem Krieg? Wer erzählt vom Krieg? Wie verändern sich solche Erzählungen, wenn der/die Erzählende nicht mehr selbst Teil des Kriegsgeschehen gewesen ist? Und was geschieht mit diesen Erzählungen in Zeiten asymmetrischer Kriegsführung, wenn also nicht mehr nur Staaten Kriege führen? Diesen Fragestellungen will das Seminar anhand ausgewählter Texte nachgehen, wobei der Schwerpunkt auf Texten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie auf Gegenwartsromanen liegen wird.

 

Die Literaturliste wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben.

 

Bitte beachten Sie: Im Seminar werden wir mitunter brutale Textpassagen zu lesen haben und uns mit der dezidierten literarischen Präsentation von Gewalt auseinandersetzen müssen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2019
ePortfolio: No