Wir werden im Kursverlauf ausgehend von heutigen Sprachstand und zeitgenössischer Sprachkritik (Spiegel, Bastian Sick, etc.) verschiedene (scheinbare) Entwicklungstendenzen des Deutschen auf ihren Gehalt hin überprüfen und versuchen, die Phänomene z.B. variationslinguistisch, historisch, oder funktional zu erklären. Dabei werden wir Bezug auf verschiedene Sprachwandeltheorien nehmen und Einzelbeobachtungen immer wieder vor dem Hintergrund der Frage diskutieren, ob man im konkreten Fall von "Verfall" sprechen kann. Außerdem werden wir uns fragen, woher der "Verfalls-Topos" im allgemeinen Bewusstsein kommt.

Die Struktur des Seminars wird sich dabei an den grammatischen Beschreibungsebenen orientieren. So werden wir zum Beispiel lexikalischen Wandel mit Fokus auf Anglizismen besprechen, im Bereich Syntax auf die Tilgung von Präpositionen und Artikeln in jugend- und kiezsprachlichen Kontexten (Ich geh Bahnhof.) eingehen und anhand von „Deppenapostroph“ (Sabine’s Haarstudio) und „Deppenleerzeichen“ (Kokos Blüten Zucker) über Morphologie und orthographischen Wandel sprechen.

Im Seminar werden Kenntnisse auf verschiedenen Ebenen der deskriptiven Linguistik vorausgesetzt. Notwendige Grundlagen werden aber auch zu Beginn jedes neuen Themenblocks gemeinsam aufgefrischt.

In einigen Sitzungen werden wir auf Texte aus

Nübling, Damaris (2006) Historische Sprachwissenschaft des Deutschen. Eine Einführung in die Prinzipien des Sprachwandels. In Zusammenarbeit mit Antje Dammel, Janet Duke & Renata Szczepaniak. Tübingen: Narr

zurückgreifen. Darüber hinaus stelle ich wöchentlich Literatur zur Verfügung, deren eingehende Lektüre ich erwarte.


Semester: SoSe 2019