Die Beziehung zwischen Populismus und Medien ist kompliziert. Einerseits suchen Populisten mediale Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit, andererseits distanzieren sie sich von etablierten Medienangeboten und diskreditieren sie. Auf der einen Seite kritisieren und korrigieren Medien populistische Aussagen, auf der anderen Seite schaffen sie damit erst die Aufmerksamkeit, die diese suchen. Vor diesem Hintergrund untersucht das Forschungsseminar die spezifischen Medienstrategien populistischer Akteure.

Der Fokus wird dabei auf der Kritik an bestehenden demokratischen Medien liegen – Kritik an zugrundeliegenden Prinzipien, Strukturen, Akteuren, Arbeitsweisen, Auswahlkriterien, Darstellungsweisen oder Inhalten. Medienkritik kann als zentrales Element populistischer Medienstrategien betrachtet werden. Begriffe wie „Fake News“, „Lügenpresse“, „Systemmedien“ oder „Zwangsgebühren“ stehen dabei plakativ für Argumentationsmuster populistischer Medienkritik, die auf verschiedene Aspekte medialer Öffentlichkeit abzielen.

Theoretisch knüpft das Seminar an das Konzept „Medienlogik“ an (Altheide, 2013; Altheide & Snow, 1979; Hjarvard, 2018; Karidi, 2017; Nölleke & Scheu, 2018). Das Konzept bietet die Möglichkeit, unterschiedlichen Ebenen und Elemente demokratischer Medien zu differenzieren, die hier kritisiert werden. Die grundlegende These ist, dass die populistische Kritik in den wenigsten Fällen konstruktiv ausfällt und an die Medien adressiert wird, sondern im Gegenteil darauf abzielt, die Wahrnehmung der etablierten Medien und ihrer Funktionsweise durch die Bevölkerung zu verändern. Um diese These zu untersuchen, wird zum Beispiel inhaltsanalytisch geprüft, welche Elemente von Medienlogik in der populistischen Kritik angesprochen werden, wer die Adressaten der Kritik sind, und welche Motive hinter den Äußerungen stehen.

Im Seminar wird ein theoretisches Gerüst erarbeitet, mit dessen Hilfe die Medienkritik populistischer Akteure systematisch untersucht werden kann. Gemeinsam mit den Studierenden werden darauf aufbauend methodische Instrumente zur quantitativen (z. B. Codebuch) und qualitativen (z. B. Kategoriensystem), manuellen und automatisierten Inhaltsanalyse entwickelt und angewendet. Im Seminarverlauf werden die Studierenden eigene Schwerpunkte und Fragestellungen entwickeln und diese in kleinen Arbeitsgruppen erforschen.

Studienleistungen: Hausaufgaben, Kurzreferate (mit Handout).

Prüfungsleistung: Forschungsbericht.

 

Literatur:

Altheide, D. L. (2013). Media logic, social control, and fear. Communication Theory, 23(3), 223–238. doi:10.1111/comt.12017

Altheide, D. L., & Snow, R. P. (1979). Media logic. Beverly Hills, California.

Hjarvard, S. (2018). The logics of the media and the mediatized conditions of social interaction. In C. Thimm, M. Anastasiadis, & J. Einspänner-Pflock (Hrsg.), Media logic(s) revisited. Transforming communications – studies in cross-media research (S. 63–84). Cham: Palgrave Macmillan.

Karidi, M. (2017). Medienlogik im Wandel: Die deutsche Berichterstattung 1984 und 2014 im Vergleich. Wiesbaden: Springer VS.

Nölleke, D., & Scheu, A. M. (2018). Perceived media logic: The point of reference for mediatization. In C. Thimm, M. Anastasiadis, & J. Einspänner-Pflock (Hrsg.), Media logic(s) revisited. Modelling the interplay between media institutions, media technology and societal change (S. 195–216). Cham: Palgrave Macmillan.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2019