Moderne Gesellschaften verstehen sich heute als Wissens- oder Informationsgesellschaften. Seit einigen Jahren wird darüber diskutiert, ob auch die Gesellschaft des europäischen Mittelalters so bezeichnet werden könnte. Gelehrte Traditionen aus der Spätantike, Einflüsse antiker griechischer und zeitgenössischer arabischer Wissenschaften begleiteten die Entstehung und Entwicklung der Universitäten, die neue logische Wissenschaft der Scholastik löste sich von den Vorgaben der monastischen Bildung an den Klöstern. Zunehmend wurden alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens von einem methodischen Denken erfasst, das aus der Wissenschaft kam. Gelehrte Berater wurden bei Entscheidungen in allen Bereichen wichtig. Woher nahm man das das Wissen, um Entscheidungen zu begründen und zu treffen? Was wissen wir heute über die Verfahrensweisen der Informationsbeschaffung im Mittelalter? Hatten theoretische Konzepte, die an den Universitäten erdacht wurden, tatsächlich praktische Konsequenzen in Herrschaft und Gesellschaft? Über welches Wissen musste man verfügen, um sich im sozialen Kontext der Zeit zurechtzufinden und wie war das Miteinander derer organisiert, die Informationen und Wissen vermittelten, teilten und gestalteten? Unter den Schlagworten der Wissensgeschichte / Knowledge Society wie auch der Intellectual History werden solche Fragen aktuell diskutiert. Das Seminar führt in diese Diskussion ein und regt dazu an, eigene Antworten auf diese Fragen zu finden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2019