Am Beginn der Neuzeit haben die Reformatoren die Ehe zur idealen und eigentlich einzig legitimen Form der Geschlechterbeziehungen erhoben. Allgemein gilt, daß diese Ehen aber in der ganzen Frühen Neuzeit überwiegend arrangiert gewesen sind. Es scheint, als habe dann erst am Ende des 18. Jahrhunderts die Entwicklung dessen, was man die bürgerliche Ehe zu nennen pflegt, zur Ehe auch die Liebe erfunden. Das ist natürlich Quatsch. Es ist aber gleichwohl erstaunlich, daß die Forschung sich meistens eben auf Reformation und Spätaufklärung konzentriert hat und die Entwicklung und Fülle der Geschlechterbeziehungen zwischen diesen Polen erst in Bruchstücken deutlich geworden ist. Im Seminar werden wir Forschungsarbeiten, vor allem aber exemplarische Quellen lesen oder, im Falle von Bildquellen, auch betrachten und sie interpretieren, um zu sehen, wie weit wir mit diesen Bruchstücken kommen und wie weit es uns gelingt, Normen, Ideale und Träume von Liebe jenseits der ‚romantischen’ Liebe zu begreifen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2019