Krieg, Gewalt, Zerstörung und Vertreibung sind in den letzten Jahren zu dominanten Gegenständen historiografischer, erinnerungspolitischer und populärkultureller Auseinandersetzung mit der Vergangenheit geworden. Fragen nach den Erfahrungen der Soldaten und der Zivilbevölkerung im Krieg, nach Formen und Mustern von Kriegserinnerungen gewannen gegenüber klassisch militärhistorischen Themen mehr und mehr an Bedeutung. Was, wie und vom wem etwas zu einer bestimmten Zeit erinnert oder auch nicht erinnert wird, unterliegt dabei stets kulturellen Mustern. Hinzu kommt, dass Erinnerungen nicht unveränderlich sind, sondern unaufhörlich umgeschrieben und neu situiert werden. Intensiv diskutiert wurde und wird in der Forschung schließlich das Verhältnis von Akten persönlichen Erinnerns/ Vergessens und grundsätzlich gruppengebundenen Formen des kollektiven und kommunikativen Gedächtnisses. Die Auseinandersetzung mit all diesen Aspekten macht die Beschäftigung mit Quellen, in denen (persönliche) Erinnerungen an den Krieg aufgezeichnet sind, nicht immer einfach, aber umso spannender!

Im Seminar werden zunächst konzeptionelle Texte gelesen und gemeinsam diskutiert. In einem zweiten Schritt befassen wir uns anhand ausgewählter Forschungsarbeiten mit Untersuchungen zu frühneuzeitlichen Kriegserinnerungen, thematischer Kontext ist hier bereits der Dreißigjährige Krieg. Im Zuge dessen wird auch zu betrachten sein, welche Quellen für die Analyse von Kriegserinnerungen genutzt werden können und welche methodischen Aspekte bei der Quellenbearbeitung zu berücksichtigen sind. In einem dritten Teil stehen dann einzelne Quellen im Mittelpunkt, an denen vergleichend untersucht werden wird, in welcher Weise im Rahmen unterschiedlicher Medien (z.B. Chroniken, Flugblätter, Literatur, Lebensberichte, Briefe) das (eigene) Erleben beschrieben bzw. an den Dreißigjährigen Krieg erinnert wurde.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2019
ePortfolio: No