Reduktionistische Thesen und Strategien sind in der Philosophie und den Wissenschaften weit verbreitet: etwas A ist auf etwas B zurückführbar. „Emergenz“ hingegen bezeichnet die Gegenthese, dass es nicht möglich ist, A auf B zurückzuführen. Positionen zu Reduktion / Emergenz unterscheiden sich erstens darin, was mit „zurückführen“ gemeint ist, und zwar insbesondere ob dies in einem metaphysischen oder epistemischen Sinne intendiert ist. Während es im epistemischen Sinne oft um Erklärbarkeit geht, geht es im metaphysischen Sinne oft um Elimination und eine sparsamere Ontologie. Zweitens können die Relata der Reduktionsbeziehung, A und B, sehr verschiedene Arten von Dingen sein: Theorien, Eigenschaften, Tatsachen oder Objekte und ihre Teile. Typische Thesen sind, dass mentale Eigenschaften nicht auf neurophysiologische Eigenschaften reduziert werden können, dass das Verhalten biologischer Objekte auf das Verhalten seiner Teile reduzierbar ist, dass kausale Tatsachen letztlich nicht-kausale Tatsachen sind, oder dass alle wissenschaftlichen Tatsachen der speziellen Wissenschaften – wie Biologie oder Soziologie – letztlich auf physikalische Tatsachen zurückgeführt werden können. Dieses Seminar soll in die weitverzweigten Debatten um Reduktion und Emergenz in der zeitgenössischen Philosophie und Wissenschaftsphilosophie einführen. Wir wollen uns vor allem die zentralen Reduktions- und Emergenzbegriffe erarbeiten und die Gültigkeit der zugehörigen Thesen an einigen examplarischen Fällen diskutieren.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2019