Im Zuge seines Seinsdenkens geht es Heidegger nicht darum, überzeitliche Wahrheiten hervorzubringen, sondern den historischen Ereignischarakter des Seins zu reflektieren. Das Sein selbst sei als Geschehen der Wahrheit zu begreifen. Darum enthält sich Heidegger bisheriger metaphysischer, ontologischer und subjektphilosophischer Bestimmungen des Seins und versetzt den Wahrheitsbegriff aus einem überzeitlichen Status in seine Geschichtlichkeit.

Auf dieser Grundlage stellt Heidegger in seiner Abhandlung „Der Ursprung des Kunstwerks“ von 1935/36 die Frage nach dem Wesen der Kunst auf ein neues Fundament. Er versucht, im Zuge seines Seinsdenkens Kunst als das Sich-Zeigen der Wahrheit zu denken, das geschichtlich geschieht. Seine erste These lautet: „Im Werk der Kunst hat sich die Wahrheit des Seienden ins Werk gesetzt“ (Heidegger 2003, S. 21). Seine zweite These lautet: „Die Kunst ist Geschichte in dem wesentlichen Sinne, daß sie Geschichte gründet“ (a.a.O., S. 65).

Heidegger überwindet damit die metaphysischen Bestimmungen der traditionellen Ästhetik. Im Kunstwerk kann im voraus keine ‚wahre‘ Bestimmung des Seins angesetzt werden. Denn mit dem Kunstwerk tritt selbst „etwas Neues ins Dasein“ (Gadamer in Heidegger 2012, S. 115).

In diesem Seminar sollen der Text Heideggers und die Einführung durch H.-G. Gadamer erarbeitet werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2019