Rituale sind allgegenwärtig – heute ebenso wie in vormodernen Epochen. Krönung, Amtseinsetzung, Taufe, Hochzeit und Beisetzung, Jubiläen und Erinnerungsfeiern - sie alle geben dem sozialen Leben Struktur und verleihen der gesellschaftlichen Ordnung Stabilität. Rituale zu untersuchen eröffnet deshalb einen wichtigen Zugang zur Struktur vergangener Gesellschaften. Rituale waren traditionell vor allem Gegenstand der Kultursoziologie und Ethnologie, nicht der Geschichtswissenschaft. Seit den 1980er Jahre haben Historiker die Ritualtheorien aus diesen Disziplinen rezipiert, und das hat ihren Blick grundlegend verändert. In dem Seminar sollen einige der einflussreichsten Ritualtheorien (Émile Durkheim, Arnold van Gennep, Victor Turner, Clifford Geertz, Catherine Bell, Pierre Bourdieu u.a.) behandelt und auf ausgewählte Beispiele aus Mittelalter und Früher Neuzeit angewandt werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2019