Mit Aufkommen der sozialen Netzwerke war von Anfang an die Hoffnung verbunden, dass Möglichkeiten der politischen Teilhabe wachsen. So gibt es zahlreiche Beispiele, in denen sich Protest und Missfallen unter Hashtags bündeln, die mit wachsender Verbreitung in regelrechte Empörungswellen münden. Eines der prominentesten Beispiele ist der Hashtag „MeToo“, der in mehr als 85 Ländern trendete, allein am ersten Tag über 200.000 Mal auf Twitter verwendet wurde und selbst über ein Jahr später noch nicht aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden ist.

Während sich die Debatte um #MeToo zunächst um Vergewaltigung und Machtmissbrauch drehte, verschob sich der Fokus zunehmend in Richtung Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen in Richtung und Alltagssexismus. Ebenso meldeten sich Kritiker der Kampagne, die mahnten, man dürfe Männer nicht unter Generalverdacht stellen, sowie antifeministische Gruppen, die versuchten, den Hashtag zu kapern und im Keim zu ersticken. Gut eineinhalb Jahre später fragt sich die Öffentlichkeit: Was hat #MeToo bewirkt? Während die einen hoffnungsvoll sind, dass durch die stetige Reichweite und Präsenz etwas ändert, kritisieren andere, dass sich Hashtag-Kritik sich zu sehr an Kleinigkeiten aufhängt und mit der Zeit den Fokus verliert.

Dieses Seminar widmet sich am Beispiel der #MeToo-Kampagne und ihrer Ableger der Frage, welche Dynamiken, Reichweiten und Wirkungen solche #-Kampagnen entwickeln (können). Welche Arten von Initialzündungen gibt es? Wie sehen Verbreitungswege aus? Welche Akteure beteiligen sich? Was führt dazu, dass die Diskussion im Laufe der Zeit versandet oder umgedeutet wird? Diese Fragen sollen von den Studierenden anhand von Fallstudien beantwortet werden, mit dem Ziel eine Typologie verschiedener #-Kampagnen zu entwickeln.

Literatur:
Meireder, A. & Schlögl, S. (2014). 24 hours of an #outcry: The networked publics of a socio-political debate. European Journal of Communication, 29(6), pp. 687–702.

Anforderungen:
Aktive Mitarbeit (u.a. Literatursichtung, Recherchen, Einzelfallanalysen, Diskussionen), Hausarbeit

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2019