Die Veränderungen durch Online-Kommunikation sowie portable und vernetze Endgeräte sind so weitreichend und schnell vonstatten gegangen, dass uns die Grundlagen und Auswirkungen dieses revolutionären Wandels mitunter gar nicht bewusst sind. In wenigen Jahren wurden wir Zeugen von politischen und sozialen Umwälzungen - mal positiv begrüßt (z.B. partizipative Online-Kommunikation, Arabischer Frühling usf.), oft aber auch von Untergangsszenarien und Befürchtungen begleitet (z.B. Wahlmanipulationen mittels Bots, Fake News-Debatte, Suchtgefahren usf.). Als direkt Betroffene und aktuelle Zeugen erleben wir viele dieser Entwicklungen vor allem in ihrem aktuellen Verlauf und höchst emotional. Daher ist eine reflektierende sozialwissenschaftliche Betrachtung mit mehr Abstand notwendig.  

Im Seminar sollen zunächst (a) die Ursprünge der Entwicklungen reflektiert werden – u.a. ausgehend vom Silicon Valley und einer ‚kalifornischen Ideologie‘, die Fred Turner (2006) auch als ‚Digital Utopianism‘ bezeichnet hat. Sodann sollen (b) Hauptlinien revolutionärer Entwicklungen sowohl im Mikro-Bereich individueller Auswirkungen, im Meso-Bereich institutionellen Wandels als auch im Makro-Bereich großer sozialer Verschiebungen und globaler politischer Entwicklungen identifiziert werden. Diese Hauptlinien werden dann (c) anhand konkreter Fälle kritisch reflektiert. Schließlich werden im letzten Teil (d) mögliche künftige Entwicklungspfade diskutiert, die sowohl mit technischen Entwicklungen (VR/AR, AI, Internet of Things etc.) als auch politischen Verschiebungen (z.B. verstärkter Einfluß Chinas auf Technik- und Online-Entwicklung) verbunden sind.

Literatur:
Turner, F. (2006). From Counterculture to Cyberculture: Stewart Brand, the Whole Earth Network and the Rise of Digital Utopianism. Chicago: University of Chicago Press.

Anforderungen:
Aktive Mitarbeit (u.a. Literatursichtung, Recherchen, Einzelfallanalysen, Diskussionen), Hausarbeit

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2019