Die Vergleichende Regionalismusforschung (VRF) hat als eigenständiges Forschungsfeld innerhalb der Internationalen Beziehungen (IB) in den letzten Jahren steigendes Interesse auf sich gezogen. Nicht zuletzt bedingt durch das Ende des Kalten Krieges und die daraus resultierende Frage nach der zukünftigen Gestalt der globalen Ordnung sind Regionen erneut in den Fokus politikwissenschaftlicher Forschung gerückt. Begründen lässt sich dies mit der Entstehung und Wiederbelebung zahlreicher regionaler Organisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika zu Anfang der 1990er Jahre, dem damit verbundenen Aufstieg regionaler Mächte und nicht zuletzt der Hoffnung auf regionaler Ebene grenzüberschreitenden Problemen begegnen zu können, deren Lösung auf globaler Ebene zunehmend schwierig erscheint. Nachdem sich eine erste Welle der Regionalismusforschung in den 1960er und 70er Jahren überwiegend mit dem europäischen Einigungsprozess befasst hatte, wurde die akademische Debatte nun unter dem Stichwort des „neuen Regionalismus“ wiederbelebt. Dieser forderte die Überwindung der bis dato vorherrschenden eurozentrischen Perspektive. Eine methodische Antwort auf diese Forderung bietet die VRF, indem sie formelle und informelle Interaktionsprozesse staatlicher und nichtstaatlicher Akteure regionsübergreifend vergleicht und es so ermöglicht, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen diesen Prozessen herauszustellen. Das Seminar bietet zunächst einen Überblick über die zentralen Konzepte und Erklärungsansätze der VRF. Anschließend werden die Entstehung und Funktionsweise verschiedener Regionalorganisationen außerhalb Europas vergleichend betrachtet. Im Fokus stehen dabei einerseits Kooperations- und Integrationsprozesse in den Bereichen Wirtschaft, Sicherheit und Migration und andererseits die Auswirkungen regionaler Organisationen auf demokratische Stabilität und die Herausbildung regionaler Identitäten.
Anforderungen:
Als Studienleistung muss neben der Bereitschaft, sich ausgiebig mit der Seminarliteratur auseinanderzusetzen, ein Referat gehalten werden. Eine Prüfungsleistung erfordert zusätzlich eine Hausarbeit (4.500 Wörter).
Basisliteratur:
- Börzel, Tanja Anita; Risse, Thomas (Hg.) (2016): The Oxford Handbook of Comparative Regionalism. 1. Aufl. Oxford: Oxford University Press.
- Koschut, Simon (Hg.) (2017): Regionen und Regionalismus in den Internationalen Beziehungen. Eine Einführung. Wiesbaden: Springer VS.
- Lehrende/r: Tobias Schmidtke