Als "akustische Gattung unbestimmten Inhalts" versuchte das Neue Hörspiel ab den 60er Jahren eine neue Hörkultur zu schaffen und zu einem "deep listening" anzuregen. Inspiriert von neuen technischen Möglichkeiten (Stereophonie, elektronischen Manipulationen), experimenteller Musik und konkreter Poesie wurden der Sprache nun Musik, Geräusch, Originalton-Material und Stimmenexperimente als Zeichensysteme an die Seite gestellt, aus denen die akustischen Texte und ihre Semantiken entstanden, oft mit Mitteln der Collage. Erzählstrukturen wurden so aufgebrochen, sprachliche Zusammenhänge in Frage gestellt, die fabel dem discours untergeordnet. Dabei geht es häufig um die Irritationen (allzu) geläufiger Wahrnehmungen, um Medien-, Sprach- und Gesellschaftskritik, um das Aufdecken des buchstäblich 'Unerhörten' und um Versuche, neue klangästhetische Erfahrungen zu generieren.

Das Seminar wird versuchen, sich einige dieser akustischen Texte zu erarbeiten und sie innerhalb der jeweiligen literarischen und gesellschaftlichen Diskurse von den sechziger Jahren bis zur Gegenwart zu kontextualisieren. In Frage kommen Arbeiten von (auch literarisch) bekannten Autoren wie Franz Mon, Gerhard Rühm, Peter Handke, Mauricio Kagel, Ferdinand Kriwet, Ernst Jandl, Friederike Mayröcker, Andreas Ammer, Michael Lentz. Die genaue Auswahl wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2019
ePortfolio: Nein