Unter dem Begriff ‚Public History‘ werden unterschiedliche Perspektiven und Zugänge verstanden. Als ‚Public History‘ untersucht man beispielsweise die öffentlichen, nicht-akademischen Umgangsweisen mit Geschichte (Gedenktage, Denkmäler, Dokumentationsserien usf.). Genauso wird damit aber auch die Beteiligung von (Universitäts-)Historikern an öffentlichen Debatten bezeichnet, vor allem dann, wenn diese dazu digitale Medien nutzen (vgl. etwa ‚Public History Weekly‘ (https://www.degruyter.com/view/j/phw) oder ‚Geschichte der Gegenwart‘ (https://geschichtedergegenwart.ch/). Im Seminar wollen wir allerdings eine dritte Verständnisweise von ‚Public History‘ in den Vordergrund stellen, nämlich die Aufbereitung historischer Themen für ein vornehmlich nicht-fachwissenschaftliches, größeres Publikum, ebenfalls unter Rückgriff auf digitale Medien. Damit können Filme ebenso gemeint sein wie digitales Storytelling mit ‚Pageflow‘ oder ‚Linius‘ (beides ‚open source‘). Für die Zeitgeschichte kann dabei auf reiches Quellenmaterial aus Foto- und Filmarchive zurückgegriffen werden. Mit Blick auf die Frühe Neuzeit erscheint dies zunächst viel schwieriger, nicht nur wegen dem Fehlen solcher Quellen. Lassen sich auch zentrale Themen der Frühneuzeitforschung wie ständische Gesellschaft, symbolische Kommunikation, konfessionelle Konflikte, europäische Expansion, Aufklärung etc. in digitale Formate bringen und erzählen? Wir wollen im Seminar versuchen, diese Frage exemplarisch und projektförmig zu beantworten. Wir wollen gemeinsam bestimmte Themen für eine Public History der Frühen Neuzeit (PHFNZ) identifizieren und fragen, wie diese operationalisiert werden können – und das dann auch an ein, zwei oder mehr Projekten tun. Abgeschlossene Projekte, seien es Filme, Podcasts, interaktive Bilder oder ‚Pageflows‘, können auf ‚historify‘, einer Plattform für digitale Historiographie, veröffentlicht werden. Zur Realisierung unserer Projekte werden wir technische Angebote der WWU vom Computer bis zum Ton- und Filmstudio nutzen. Zugleich sollen die Teilnehmer*Innen in ihrer (obligatorischen) Hausarbeit über die Probleme, Herausforderungen und Möglichkeiten einer PHFNZ reflektieren. Public History wird dabei als ein Gegenstand behandelt, der zukünftig sowohl in Journalismus, Schule als auch der Forschung immer wichtiger werden wird. Die Teilnehmer*Innenzahl ist auf 20 Studierende beschränkt, ggf. wird gelost.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2019