„Diaspora“ – so heißt es – sei die Situation evangelischer Christen im Münsterland oder diejenige katholischer in Ostfriesland. In den letzten Jahren ist „Diaspora“ ferner zu einem wichtigen Begriff postkolonialer Ansätze geworden. Doch „Diaspora“ ist ursprünglich ein jüdisches Konzept. Es bezeichnet das fortgesetzte Leben von Juden in einer nichtjüdischen Umwelt außerhalb des Landes Israel/Palästinas und in Entfernung vom Jerusalemer Tempel. Wie haben sich in der Diaspora lebende Juden in hellenistisch-römischer Zeit auf ihre nichtjüdische Umwelt bezogen und zugleich ihre jüdische Lebensweise und Identität festgehalten? Wie wurden sie von Juden im „Mutterland“ gesehen, und wie sahen sie sich selbst? Im Neuen Testament ist der Diaspora-Begriff u.a. in 1 Petr 1,1f. und Jak 1,1 aufgenommen. In welcher Weise haben die Autoren dieser Briefe ihre Adressaten „in der Diaspora“ gesehen? Und welche Rolle spielt die „Fremde“ in weiteren frühchristlichen Schriften, etwa im Philipperbrief, im 1. Klemensbrief oder im Diognetbrief? Diesen und ähnlichen Fragen wollen wir mit einem (maßvollen) Blick in den griechischen Text und in die relevante Forschungsliteratur nachgehen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19