Seit der Eurokrise und der so genannten Flüchtlingskrise ist die ohnehin schon bei vielen Menschen unpopuläre EU immer massiverer Kritik ausgesetzt. Euroskeptische Parteien auf der politischen Linken prangern die verheerenden Folgen der kriseninduzierten Sparpolitik wie auch die langfristig gewachsene neoliberale Schlagseite der europäischen Wirtschaftspolitik an. Auf der politischen Rechten gilt die EU schon seit langem als Totengräberin des Nationalstaates, die durch ihr Regime der offenen Grenzen und durch eine vermeintlich allzu liberale Flüchtlingspolitik zu kultureller Überfremdung beitrage und islamistischen Terroranschlägen Tür und Tor öffne. In beide Diskurse mischt sich zudem ein tiefes Misstrauen gegen das politische Establishment, zu dem nicht nur die großen Mitte-Links- und Mitte-Rechts-Parteien gezählt werden, sondern auch die EU als Projekt der von diesen Parteien getragenen Regierungen. So konnten populistische, euroskeptische Parteien nicht nur in vielen Ländern Stimmengewinne verzeichnen, sondern auch in mehreren Ländern Ost- wie auch Westeuropas Regierungsverantwortung übernehmen.

 

In diesem Seminar soll es um die in der aktuellen Reformdebatte diskutierten Vorschläge zur Reform der EU gehen. Dabei soll der Ansatzpunkt der Kritik am Status quo im politischen Raum (links, rechts, populistisch/nicht-populistisch, pro-integrationsorientiert/euroskeptisch etc.) verortet werden. Zudem sollen die darauf aufbauenden Reformvorschläge in die integrationstheoretische Literatur eingeordnet werden. Dabei richtet sich das Augenmerk nicht nur auf die klassischen Integrationstheorien, sondern auch auf neuere Ansätze wie die kritische politische Ökonomie oder den Multi-level-Governance-Ansatz.

 

Achtung: Dieses Seminar findet als Blockseminar in Zusammenarbeit mit der Akademie Franz-Hitze-Haus statt. Es gibt eine Vorbesprechung und einen ersten eintägigen Block zur Besprechung der theoretischen Grundlagen. Der Kern des Seminars besteht aus einer zweitägigen Tagung mit externen Referent*innen im Franz-Hitze-Haus (Details werden noch bekanntgegeben). Zur Nachbereitung und zur Besprechung der Hausarbeitskonzepte findet dann nach der Tagung noch einmal ein weiterer Blocktermin statt.

 

Es fallen geringfügige Teilnahmegebühren an, die an das Franz-Hitze-Haus zu entrichten sind, bei dem auch eine separate Anmeldung erfolgen muss.

 

Voraussetzungen für die erfolgreiche Teilnahme an diesem Seminar sind die aktive Beteiligung an den Sitzungen und an der Tagung sowie wahlweise die Formulierung einer Liste von potenziellen Fragen für einen der Vorträge auf der Tagung oder die Anfertigung eines Protokolls der Vorträge und Diskussionen auf der Tagung (Studienleistung). Als benotete Prüfungsleistung können die Teilnehmer*innen eine Hausarbeit anfertigen, deren Länge sich nach den Anforderungen der jeweiligen Prüfungsordnung richtet.

 

Die Termine der Veranstaltung sind wie folgt:

 

Freitag, 19.10.2018, 10:00-12:00 Uhr (Vorbesprechung)

Freitag, 30.11.2018, 10:00-16:00 Uhr (Inhaltliche Vorbereitung der Tagung)

 

Montag, 10.12.2018, 13:30-18:30 Uhr (Tagung Franz-Hitze-Haus, Teil 1)

Dienstag, 11.12.2018, 09:00-17:00 Uhr (Tagung Franz-Hitze-Haus, Teil 2)

 

Freitag, 18.01.2019, 10:00-16:00 Uhr (Nachbesprechung/Hausarbeitskonzepte)

 

Einführende Literatur

 

Leruth, Benjamin/Startin Nicholas/Usherwood, Simon, Hg. (2018): The Routledge Handbook of Euroscepticism. London: Routledge.

Wiener, Antje/Diez, Thomas, Hg. (2009): European Integration Theory. 2. Auflage. Oxford: Oxford University Press.

Zimmermann Hubert/Dür, Andreas, Hg. (2016): Key Controversies in European Integration. 2. Auflage. London: Palgrave Macmillan.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19