Die Armeen des 18. Jahrhunderts nehmen, aus einer ganz allgemeinen Perspektive gesehen, eine eigenartige Zwischenstellung ein. Diese Zeit gilt als die Epoche der stehenden Heere. Niemals zuvor hat es so viel Soldaten gegeben, die auch im Frieden im Dienst standen. Das warf eine Reihe neuartiger Probleme auf, vor allem im Hinblick auf die Probleme der Rekrutierung, die in vielfältigen Praktiken ihren Niederschlag fanden, und im Hinblick auf das Verhältnis zwischen Militär und Bevölkerung, die erstens durch die Rekrutierung erfaßt wurde, die zweitens die Soldaten zum Nachbarn hatte und die drittens durch die Soldaten im Krieg bedroht wurde. Die Permanenz der Heere schuf überhaupt erst so etwas wie einen Alltag der Soldaten, der sich in bestimmten Milieus niederschlug, aber auch in typischen Praktiken der Disziplinierung und Professionalisierung von oben. Allerdings war es auch eine Zeit zahlreicher Kriege, in dem sich das Gesicht des militärischen Alltags grundsätzlich änderte und seine häßliche Fratze zeigte. Dabei befinden wir uns aber eben noch nicht im Zeitalter der Nationalheere, in dem der Unterhalt des Militärs auf die Militarisierung und nationale Emotionalisierung von Teilen der Bevölkerung gestützt werden konnte. Zwischen Militär, Obrigkeit und Bevölkerung herrschten im 18. Jahrhundert noch ganz andere Loyalitäten, Beziehungen und Konflikte. Das läßt sich aus ganz unterschiedlichen Geschichten und Quellen herauslesen. Deshalb eignet sich das Thema auch besonders zur Einführung in das Studium der Geschichte.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19