<p style="margin-bottom: 0.28cm; line-height: 104%;" align="justify">Das Propädeutikum gibt einen Überblick über die Evangelische Theologie, ihre Methoden, ihre Themen und Fragenstellungen. Die einzelnen Disziplinen der Evangelischen Theologie werden mit ihrer Thematik und ihren Methoden durch Professoren und Professorinnen der einzelnen Fächer vorgestellt. Darüber hinaus werden im Propädeutikum die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens eingeübt, sowie die theologische Literatur und die Arbeitsmittel der Evangelischen Theologie vorgestellt.</p><p style="margin-bottom: 0.28cm; line-height: 104%;" align="justify">Die Einführung in die Evangelische Theologie erfolgt dabei anhand eines bestimmten Themas: der Interpretation und Bedeutung der Kategorie des „Opfers” für die Theologie und das Christentum. Dem Verständnis und der Bedeutung des „Opfers” wird aus alttestamentlicher, neutestamentlicher, kirchengeschichtlicher, systematisch-theologischer, praktisch-theologischer und religionswissenschaftlicher Sicht nachgegangen. Im Mittelpunk steht dabei die Deutung des Todes Jesu als <em>Sühneopfer</em> im Neuen Testament und in der Geschichte der Kirche, was dann auch (systematisch-theologisch und praktisch-theologisch) von Relevanz ist für das Verständnis des christlichen Gottesdienstes und das Abendmahl. Hierzu werden dann auch die alttestamentlichen Voraussetzungen untersucht, z.B. im Großen Versöhnungstag oder im Motiv des Sündenbocks (3Mose 16). In den Blick genommen wird jedoch auch die sogenannte Opferung Abrahams (1Moses 22) mit ihrer (religionsgeschichtlichen) Variation in der Überlieferung des Islam, aber auch in ihrer Auslegung durch S. Kierkegaard in „Furcht und Zittern”. Ebenfalls soll thematisiert werden, welche Rolle die Kategorie des „Opfers” in den nicht-christlichen Religionen spielt, aber auch, inwiefern die Kategorie des „Opfers” in der heutigen modernen Lebenswelt von Bedeutung sein könnte.</p><p style="margin-bottom: 0.28cm; line-height: 104%;" align="justify">Die Kategorie des „Opfers” ist eine theologisch spannende Sache. Zum einen scheint sie angesichts der massiven Kritik an dieser Kategorie in den religionskritischen Strömungen seit der Aufklärung einer alten Welt anzugehören und in der modernen Welt fehl am Platz zu sein. So wird manchmal daraus gefolgert, auf die Opfervorstellung als Deutung des Kreuzestodes Jesu vollständig zu verzichten, weil hier nicht nur ein überholtes, sondern problematisches gewaltorientiertes Gottesbild tradiert werde, das die Botschaft von der Liebe Gottes relativieren würde. Zum andern ist die gegenwärtige moderne Welt voll von „Opfern”: Nachrichten sprechen von „Opfern” von Gewalt und Naturkatastrophen, in der Jugendsprache gilt „Opfer” als Beleidigung für den vermeintlich Schwächeren, und so weiter. All diesen Opfern wird häufig keine „Gerechtigkeit” zuteil und keine Sühne für das erlittene Unrecht gewährt. So stellt sich die Frage, wie die Theologie mit dieser unbefriedigenden Situation umgeht; ob dafür die Kategorie des „Opfers” (im Sinne des Sühneopfers) adäquat und sinnvoll sein könnte (z.B. durch die bewusste Unterscheidung von „victim” und „sacrifice” z.B.) und ob christliche Theologie gerade durch ihre Lehre vom Opfer Christi „opferkritisch” sein kann.</p><p style="margin-bottom: 0.28cm; line-height: 104%;" align="justify"> </p>

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19