„Lehrst du Philosophie?“ – „Ja, Physik und Naturrecht. Und du?“ – „Ich auch. Hebräisch und Rhetorik. Und die beiden da?“ – „Nein, der eine ist Theologe, der andere Jurist.“ – „Fehlt nur noch ein Mediziner.“

Vielleicht nicht wörtlich, aber sinngemäß hätte dieser Wortwechsel vor einigen Jahrhunderten stattfinden können, ohne ungewöhnlich zu sein. Dabei hätten die Philosophen noch weitere Disziplinen nennen können: Mathematik, Eloquenz, Dialektik, Historie, Grammatik, Historie und anderes mehr. Heute ist das eher unwahrscheinlich. Physiker werden sich auf Nachfrage wohl eher als „Physiker“ und Historiker als „Historiker“ bezeichnen statt als „Philosophen“. Aber auch zu Platons Zeiten wäre das Gespräch anders verlaufen; man hätte nicht von Juristen und Theologen gesprochen, aber durchaus von Dialektikern, Rhetorikern, Grammatikern und auch (sinngemäß) von Mathematikern – teils als Philosophen, teils in Abgrenzung von ihnen.

Woher kommen diese Wandlungen und ‚was steckt dahinter‘? Wann gab es welche Wissenschaften, worin unterschieden sie sich und inwiefern waren sie voneinander abhängig? Galten Wissenschaften im wahrsten Sinne des Wortes als ‚prinzipiell‘ verschieden? Und inwiefern wurde dies aus welchen Gründen zu unterschiedlichen Zeitpunkten jeweils anders gesehen? Diesen Fragen wird sich das Seminar widmen und sich zu ihrer Beantwortung mit einigen tiefgreifenden Wandlungen im Wissenschafts- und Philosophieverständnis und deren möglichen Motivatoren befassen. Dabei wird die griechische Philosophie den historischen Anfangs- und die Philosophie der Neuzeit den Schlusspunkt bilden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19