Das Mittelmeer wird in der Forschung gerne als Raum der Hegemonie unterschiedlicher imperialer Herrschaften dargestellt. Nach Henri Pirenne entstand das mittelalterliche Europa durch die Abschottung vom Mittelmeerraum, das wiederum ab dem 7. Jahrhundert von den Arabern dominiert wurde. Araber gegen Europäer, Mittelmeer als Grenze: Das Narrativ wirkt erstaunlich aktuell. Das Mittelmeer als zu verteidigende Grenze ist ein Aspekt, den man tatsächlich im Mittelalter wiederfindet. Die Angst vor Plünderungen der italienischen und provenzalischen Städte und Klöster seitens muslimischer ‚Piraten‘ antwortete auf die arabische Verteidigung der nordafrikanischen Küste gegen christlichen ‚Piraten‘ durch Ribate. Doch die Geschichte des Kriegs, der Grenzziehungen und des gegenseitigen Vorwurfs vor Piraterie darf nicht die gemeinsamen Erfahrungen mit dem Mittelmeer überschatten. Jenseits der politischen Grenzen herrschten ein ähnlicher Klima und ähnliche ökologische und ökonomische Verhältnisse. Muslimische und christliche Pilger nutzten dieselben Schiffe, Ströme und Routen für ihre Reisen. Kommerzielle Interdependenzen bildeten sich und erzwungen neue Regeln für eine friedliche gemeinsame Nutzung des Meeres.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19