Jürgen Habermas beschreibt Öffentlichkeit aus normativer Sicht als ein Netzwerk für die Kommunikation von Inhalten und Meinungen, in welchem die Prinzipien der Gleichheit der Teilnehmer, die prinzipielle Problematisierbarkeit aller Themen und die prinzipielle Unabgeschlossenheit des Publikums gelten. Dieses Öffentlichkeitsmodell stellt jedoch eher ein demokratietheoretisches Ideal als eine zutreffende empirische Beschreibung dar.

Mit dem Bedeutungszuwachs des Internets ist allerdings in der Kommunikationswissenschaft ein Diskurs darüber in Gang gekommen, ob das Internet und Web 2.0 Technologien diese normativen Ansprüche im Sinne einer Netzöffentlichkeit besser verwirklichen können. In den letzten Jahren erfreuen sich vor allem so genannte Soziale Netzwerke, allen voran Facebook und Twitter, einem regen Nutzerzuwachs. So hat Facebook aktuell weltweit fast zwei Milliarden aktive Nutzer, davon ca. 350 Millionen allein in Europa.

Im Rahmen dieser Lehrveranstaltung soll ausgehend von der Habermaschen Idealvorstellung untersucht werden, inwieweit solche sozialen Netzwerke die Eigenschaften und Funktionen von Öffentlichkeit (besser) erfüllen. Darüber hinaus soll sich mit der Frage auseinandergesetzt werden, welche Inhalte und Meinungen in den Sozialen Netzwerken kommuniziert werden. So werden unter anderem folgende Fragestellungen diskutiert werden: Nach welchen Kriterien wird bestimmt, was im Newsfeed angezeigt wird? Nach welchen Kriterien verbreiten Journalisten und User Nachrichteninhalte in Sozialen Netzwerken? Was ist die Filter Bubble und welche Folgen hat sie für den (politischen) Diskurs in einer demokratischen Gesellschaft? Welche neuen Möglichkeiten bieten Soziale Netzwerke den verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren (Mobilisierung, Protest, Mitbestimmung, Umgehung traditioneller Medien ...)? Inwiefern bilden sich in Sozialen Netzwerken lokale und translokale Öffentlichkeiten? Wie sozial sind soziale Medien und welche demokratietheoretischen Antagonismen bringen sie mit sich?

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19