Der Jakobusbrief und seine theologische und soteriologische Konzeption

Der Jakobusbrief (Jak) hat es seinen Auslegern niemals leicht gemacht. Dieser von W. Popkes formulierten Einsicht ist vollauf zuzustimmen. Schon die fünf W-Fragen der NT-Einleitungswissenschaft sind äußerst umstritten (Wer schreibt wem, wann, wozu und woher?). Dennoch lohnt sich die Beschäftigung mit diesem faszinierenden Zeugnis urchristlicher Literatur, ist er doch Zeugnis einer Bewältigung einer kirchlichen Krisensituation. Die Krise hinter dem Jak ist eine innerkirchliche Krise, nicht selten gefördert durch einen Missbrauch der menschlichen Sprache, wie er in jüngster Zeit auch in diversen Kommunikationsmedien (WhatsApp, Twitter, …) immer wieder begegnet.

Einiges zu sagen hat der Jak zudem im Rahmen seines Anliegens dazu, wie er sich christliche Existenz denkt. Zentral ist „das Wort“, durch das Menschen zur christlichen Existenz geboren werden (vgl. Jak 1,18). Und gerichtet werden diese Menschen nach dem „Gesetz der Freiheit“ (2,12). Im Spannungsfeld dieser besonderen Soteriologie und Eschatologie werden seine zentralen Anliegen entfaltet: So entsteht eine im Wort zentrierte Theologie, die die Fehleinschätzung Martin Luthers korrigiert: Der Jak ist mitnichten eine „stroherne Epistel“, sondern ein hochinteressantes Zeugnis frühchristlicher Theologie.

Semester: WT 2018/19