Maria aus Magdala ist die bedeutendste Frau im Kreis der Jünger und Jüngerinnen Jesu. In allen Evangelien ist sie die erste Zeugin seiner Auferstehung. Ihre herausragende Rolle setzt sich in den neutestamentlichen Apokryphen fort. Schon in der alten Kirche wurde sie freilich mit anderen Frauengestalten verschmolzen (wie der namenlosen Sünderin von Lk 7,36-50 oder der Ehebrecherin von Joh 7,53-8,11) und zur Kunstfigur ‚Magdalena‘. Als solche entfaltete sie eine überaus reiche und vielfältige Wirkungsgeschichte, zu der auch die Filmkunst zahlreiche, oft sehr populär gewordene Facetten beisteuerte. In „Jesus Christ Superstar“ stand das Verhältnis der Frau aus Magdala zu Jesus noch unter einer Spannung, die sich im Titel ihrer berühmten Ballade verdichtete: „I don’t know how to love him“. Gut dreißig Jahre später ließ dann der Romancier Dan Brown in seinem alsbald ebenfalls verfilmten Mega-Bestseller „Sakrileg“ („The Da Vinci Code“) die beiden sogar ein gemeinsames Kind haben. Der amerikanische Independent-Regisseur Abel Ferrara entdeckte sie hingegen in seinem vielschichtigen Film „Mary“ neu als spirituelle Identifikationsfigur. Unlängst hat sich auch Hollywood ihr wieder zugewandt: In dem großformatigen Film „Maria Magdalena“, mit dem der Regisseur Garth Davis die Jüngerin von ihren klischeehaften Überformungen befreien und ihre Schlüsselrolle in der Jesusnachfolge akzentuieren wollte. Bei all dem ist das künstlerisch formatierte Nachdenken über Maria Magdalena immer auch eine Reflexion auf die Rolle der Frau in der Kirche und in der Gesellschaft. – Auf der Grundlage von einführenden Vergewisserungen über die Zeichnung von Maria aus Magdala in der Bibel und in den ntl. Apokryphen, über die Veränderung ihrer Figur in der alten Kirche und wichtige Stationen der Wirkungsgeschichte, wird sich das Seminar einigen ausgewählten Filmbearbeitung widmen (voraussichtlich: „The Da Vinci Code“, „Mary“ und dem neuen „Maria Magdalena“). Die Filme sollen primär über gemeinsame Gesprächs- und Diskussionsprozesse (in Kleingruppen und Plenum), statt durch Referate erschlossen werden. Bei all dem wird begleitend immer auch über die Chancen der Arbeit mit den Filmen in Religionsunterricht und Pastoral nachgedacht.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19