Das Projektseminar konzentriert sich auf Rezeptionsforschung und analysiert das Medienhandeln aus Nutzersicht mit qualitativen Methoden. Methodisch kommen insbesondere das Interview und weitere Kreativmethoden zum Einsatz.

Thematisch steht die Frage im Zentrum, inwiefern sich die Mediennutzung nach Biografie- bzw. Alltagsumbrüchen wie Trennung, Umzug oder Elternschaft verändert. Diese Fragestellung ist in der Kommunikationswissenschaft noch weitgehend unerforscht. Dabei gibt es zahlreiche Indizien, dass Veränderungen im Leben tiefgreifende Veränderungen für das Medienhandeln mit sich bringen. Der Beginn der Berufstätigkeit kann zum Beispiel zu einer Verknappung der Zeitressourcen und damit etwa zu einer Reduktion des Fernsehkonsums führen. Wenn für den Berufsbeginn allerdings ein Umzug notwendig wird und plötzlich der Familien- und Freundeskreis weit entfernt ist, kann sich die zuvor nur selten praktizierte Fernsehnutzung am Abend als eine willkommene Freizeitgestaltung erweisen. Nach der Geburt eines Kindes gewinnen verschiedenste Medienangebote an Bedeutung, die es ermöglichen, in die Elternrolle hineinzuwachsen und die Betreuung des Kindes zu erleichtern. So werden beispielsweise Ratgeberforen intensiv genutzt und Onlineshopping erweist sich als eine gelungene Anwendung, um der Immobilität entgegenzuwirken. Der eigene freizeitorientiere Medienkonsum wird hingegen durch das Baby stark eingeschränkt.

In dieser Analyseperspektive steht demzufolge die Verwobenheit von Alltags- und Medienhandeln im Zentrum. Ziel des Forschungsseminars ist es, Mechanismen zu identifizieren, wieso sich durch den Wandel der Lebenssituation auch das Medienhandeln verändert. Dazu erforschen die Studierenden spezifische Alltagsumbrüche und ihre Folgen für die Mediennutzung. Welche Alltagsumbrüche in den Blick genommen werden, wird im Seminar gemeinsam entwickelt. Dabei kann es sich zum Beispiel um den Berufsbeginn nach dem Studium, den Renteneintritt oder den Einzug in die erste gemeinsame Wohnung mit der Partnerin oder dem Partner handeln.

In dem Seminar führen die Studierenden den Prozess des qualitativen Forschens vollständig durch. In Teil 1 wurden bereits die Entwicklung einer differenzierten Fragestellung, der theoretische Hintergrund, die Entwicklung von Dimensionen und Leitfaden sowie die Auswahl der Proband*innen erarbeitet. In Teil 2 stehen nun die Durchführung der Interviews inklusive der Transkription an, gefolgt von der Auswertung und der Präsentation der Befunde durch die AGn sowie der Erarbeitung übergreifender Einsichten. Das methodische Handwerkszeug wird im Seminar systematisch vermittelt und eingeübt.

 

Literatur:

wird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben

 

Leistungsnachweis:

Von den Teilnehmer*innen wird neben aktiver Mitarbeit und vorbereitender Lektüre die Durchführung von Leitfadeninterviews erwartet. Als Prüfungsleistung werten sie die Interviews in Form von Porträts aus und halten die Befunde in einem Forschungsbericht fest.  

 

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19