In vorindustriellen Zeiten stellten für viele Menschen Nahrungsmangel und Hunger kontinuierlich wiederkehrende Erfahrungen oder doch stets präsente Gefahren dar. Witterungsbedingte Missernten verringerten das Nahrungsangebot und ließen die Preise für die wichtigsten Lebensmittel sprunghaft in die Höhe schnellen. Über die Ursachen und die Bewältigungsstrategien solcher Krisen wurde bereits zeitgenössisch kontrovers diskutiert. Zunehmend wandten sich Frauen und Männer aus unteren Bevölkerungsschichten in gewalttätigen Protesten gegen die vermeintlichen Verursacher der Teuerungen. Gerade in der Sattelzeit zwischen „Vormoderne“ und „Moderne“, im 18. und 19. Jahrhundert, wandelten sich die Auffassungen über und die Reaktionen auf Hungersnöte deutlich, so dass der Blick auf das Thema Ernährung und Hunger viele allgemeine Veränderungsprozesse zu verstehen hilft. Im Seminar wollen wir uns verschiedene theoretische Zugangsweisen auf das Thema erarbeiten, die von der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, der Klima- und Umweltgeschichte sowie der Alltags- und Erfahrungsgeschichte in die Diskussion eingebracht wurden. In kleinen Fallstudien sollen sodann Nutzen und Grenzen der jeweiligen Theorieangebote ausgelotet werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2018/19