Hartmann der Ouwære, âhî, wie der diu mære beide ûzen unde innen mit worten und mit sinnen durchverwet und durchzieret! wie er mit rede figieret der âventiure meine! wie lûter und wie reine sîniu cristallînen wortelîn beidiu sint und iemer müezen sîn! |
Hartmann von Aue, ja, wie der seine Geschichten sowohl formal wie inhaltlich mit Worten und Gedanken völlig ausschmückt und verziert! Wie er mit seiner Sprache den Sinn der Erzählung ausformt! Wie klar und wie durchsichtig rein seine kristallenen Worte sind und immer sein werden! |
Auf diese Weise preist Gottfried von Straßburg bereits um 1220 im Tristan Hartmann von Aue und seine Erzählungen. Auch heute noch gilt Hartmann in der Forschung als einer „der großen Epiker um 1200” (Bumke 2006, S. 1). Solche Aussagen würdigen Hartmann einerseits als Verfasser eines großen und vielfältigen Œuvres: Zu seinen Erzählungen zählen nicht nur die bekannten Artusepen Erec und Iwein, sondern auch die legendarischen Werke Der arme Heinrich und Gregorius. Andererseits wird den von Hartmann genutzten Erzählverfahren, -programmen, -strukturen und -figuren Anerkennung gezollt. Mit diesen beschäftigt sich das Seminar in textnaher Lektüre und mithilfe wissenschaftlicher Texte. Dabei treten stets auch kulturwissenschaftliche Thematiken wie beispielsweise das Geschlechterverhältnis, die Beziehung zwischen Gesellschaft und Individuum oder die Vereinbarkeit von Herrschaft, Kampf und Liebe sowie deren erzählerische Vermittlung in den Blick. Insgesamt werden somit Fragestellungen der historischen Narratologie in Kombinationen mit solchen der historischen Anthropologie verhandelt. Die aktive und kontinuierliche Beteiligung an der Diskussion dieser Fragestellungen ist Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar.
Die Textgrundlagen werden in der ersten Sitzung bekanntgegeben.
- Lehrende/r: Mareike Engel