Der Ausgang des Ersten Weltkrieges, die Regelungen des Versailler Friedensvertrages und die damit einhergehenden Gebietsverluste im Osten, führten zu einem Aufkommen revisionistischer Tendenzen in der Weimarer Republik. Die Geschichtswissenschaft blieb davon ebenso wenig verschont wie die übrigen Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Unter dem Schlagwort der „deutschen Ostforschung“ waren nach dem Ersten Weltkrieg interdisziplinär angelegte Forschungsanliegen entstanden, die mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden die politische Zugehörigkeit strittiger Gebiete und Bevölkerungsgruppen in der deutsch-polnischen Berührungszone beweisen bzw. legitimieren wollten. Der Mediävist Albert Brackmann nimmt in diesem geschichtswissenschaftlichen Paradigma der „deutschen Ostforschung“ eine zentrale Rolle ein. Ziel der Lektüre-Übung wird es sein, anhand ausgewählter Texte, Brackmanns Geschichtsverständnis, seine Arbeits- und Argumentationsweise zu untersuchen um somit seinen Einfluss auf die sich zunehmend politisierende und radikalisierende „Ostforschung“ aufzuzeigen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19