Pädagogische Fragen sind von jeher von größtem öffentlichen Interesse. Das ist nicht weiter erstaunlich: Die Erziehung oder allgemeiner die Sozialisation von Heranwachsenden (und manchmal auch die von Erwachsenen, etwa im Fall der Resozialisation von Straftätern) ist eines der wichtigsten Handlungsfelder jeder Gesellschaft. Die Ziele von Erziehung und Bildung hängen dabei eng mit den allgemeinen normativen Vorstellungen zusammen, die in ihr vorherrschen.

Das Anliegen der Analytischen Philosophie der Erziehung, deren Blütezeit in die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg fiel, ist vor diesem Hintergrund weiterhin aktuell: Man wollte die zentralen Begriffe der Pädagogik,  um welche die Bildungsdebatte damals kreiste und bis heute kreist, einer genauen Analyse unterziehen, die Reichweite pädagogischer Behauptungen erkunden und zweifelhafte (und beweispflichtige) pädagogische Thesen von unzweifelhaften Aussagen trennen. All dies sollte in der klaren, präzisen Sprache geschehen, die generell für die Analytische Philosophie kennzeichnend ist. In den Worten von Isaak Scheffler, einem ihrer profiliertesten Vertreter, ist die Analytische Philosophie der Erziehung „der Versuch, philosophische Methoden auf grundlegende pädagogische Begriffe anzuwenden“. Natürlich verbindet sich mit diesem Versuch die Hoffnung, dass die pädagogischen Debatten selbst eines Tages klarer und begrifflich reflektierter geführt werden würden.

Im Seminar soll Schefflers Buch Die Sprache der Erziehung (engl.: The Language of Education) im Mittelpunkt stehen, das 1960 erstmals auf Englisch und 1971 in deutscher Übersetzung erschienen ist. Das Buch bietet zugleich eine Art Einführung in die Analytische Philosophie der Erziehung, befasst sich Scheffler doch im ersten Teil ganz allgemein mit pädagogischen Definitionen, Metaphern und Slogans. Der zweite Teil ist dann der Untersuchung eines zentralen pädagogischen Begriffs, des Begriffs des Lehrens, gewidmet.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19