Als im Verlauf des Ersten Weltkriegs Münzgeld knapp wurde, griffen in Deutschland und einigen anderen Ländern Europas immer mehr und zuletzt fast alle Städte und Gemeinden, aber auch Kreise, Korporationen aller Art, Firmen und sogar Privatpersonen zur Selbsthilfe: Sie gaben ihr eigenes Münz- und vor allem Papiergeld, das Notgeld, aus. In der Frühzeit der Weimarer Republik verselbstständigte sich diese Praxis, das Notgeld war jetzt eigentlich kein Geld mehr, sondern Sammelobjekt. In der Hyperinflation jedoch stieg es ebenfalls bis in die höchsten Nominalklassen auf, das Ende bildeten Ausgaben auf Goldmark- bzw. Dollar-Basis.

Aus Sicht der Geschichtswissenschaft ist das Notgeld zwischen 1914 und 1924 bislang wenig bearbeitet worden. Dabei zeigen die meist bunten Scheine oft bemerkenswerte Bilder aus der örtlichen Tradition, Sehenswürdigkeiten, historische Ereignisse, stereotype Figuren, manchmal kommentieren sie auch das politische Geschehen. Nicht selten sind sie zudem von Künstlern gestaltet worden und somit auch von hohem kunstgeschichtlichen Interesse.

Ziel der Veranstaltung ist es, das Thema Notgeld umfassend aus einer (regional- bzw. lokal-)historischen Perspektive zu betrachten. Dazu wird auf den umfangreichen Sammlungsbestand des benachbarten LWL-Museums für Kunst und Kultur / Westfälisches Landesmuseum von über 40.000 Scheinen zurückgegriffen. Erwartet wird die Bereitschaft zur fundierten Aufarbeitung eines eigenen Themenbereichs in Form einer gut lesbaren schriftlichen Darstellung. Freude am kreativen, aber dennoch wissenschaftlichen Schreiben und der redaktionellen Arbeit mit Texten ist daher von Vorteil. Eine Veröffentlichung der Ergebnisse ist geplant.

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19