Nicht nur im Zusammenhang mit dem alljährlich verliehenen internationalen Karlspreis der Stadt Aachen wird Karl der Große heute manchmal als Vater Europas bezeichnet. Für solche Bezeichnungen gibt es nur wenige zeitgenössische Belege, doch sind seine Gestalt und sein Wirken schon im Mittelalter, aber auch in der Neuzeit wiederholt für ganz unterschiedliche Unternehmungen in Anspruch genommen wurden. Er gilt etwa als Begründer des westlichen Kaisertums und als vermeintlicher Kreuzfahrer, er wird als Heiliger verehrt, im modernen Frankreich gilt er als Begründer des Schulwesens, und selbst die Nationalsozialisten wollten ihn zur historischen Legitimation ihres europäischen „Einigungswerkes“ heranziehen. Wohl kaum ein historischer Akteur hat so unterschiedliche Wertungen und Instrumentalisierungen erfahren. Das Proseminar fragt nach den historischen Grundlagen seiner Herrschaft, seinen wesentlichen Erfolgen und Mißerfolgen sowie nach den Langzeitwirkungen der von ihm vorgenommenen Weichenstellungen. Auch die Rezeptionsgeschichte in Mittelalter und Neuzeit wird dabei berücksichtigt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19