Im Römischen Reich besaß das Judentum den Status einer erlaubten Religion; auch nachdem die Kaiser den christlichen Glauben angenommen hatten, respektierten sie diese Tradition. Trotzdem sahen sich jüdische Gemeinden zunehmendem Druck seitens kirchlicher und staatlicher Autoritäten ausgesetzt. Andererseits begründete der Kirchenvater Augustinus die Lehre, daß die Juden – wenn auch unfreiwillig – für die Christen die Funktion unfreiwilliger Zeugen der christlichen Wahrheit erfüllen würden; damit hatte er eine Art ideologischer Lebensversicherung für die Juden entwickelt, denn in dieser ihnen zugeschriebenen Funktion konnten sie von keiner anderen Gruppe ersetzt werden. Den größten Einschnitt im christlich-jüdischen Zusammenleben bildeten die Pogrome, die sich im 11. und 12. Jahrhundert im Zuge der Kreuzzugsbewegung ereigneten, die aber paradoxerweise am Beginn der Blütezeit des aschkenasischen Judentums standen. Das Seminar stellt Grundzüge der jüdisch-christlichen Beziehungen in politischer, theologischer und sozialer Hinsicht in der Zeit zwischen der Zerstörung des zweiten Tempels im Jahre 70 und den Anfängen des aschkenasischen Judentums in Europa vor.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2018/19