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Der Indische Ozean fungierte schon seit vorislamischer Zeit als wichtigstes Bindeglied für wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen dem Nahen Osten, Indien und Ostasien. Anders als z.B. in Nordafrika, Syrien, Iran und Zentralasien war die Ausbreitung des Islams in den Küstenregionen nicht Folge militärischer Eroberung und darauffolgender Eingliederung in den Herrschaftsbereich der Kalifen. Stattdessen scheinen es in erster Linie Netzwerke von Händlern und Sufis gewesen zu sein, die Handelsstädte begründeten und damit auch die islamische Religion so nachhaltig im Raum des Indischen Ozeans verbreiteten, dass die Forschung ihn als „Muslim lake“ bezeichnet hat. Der Wohlstand der großen Handelszentren in Ägypten und dem Irak während der Kalifate war nicht zuletzt auf den Handel über die Seerouten nach Indien und Südostasien zurückzuführen. Heute sind die Anrainerstaaten Indien mit ca. 180 Mio. Muslimen und Pakistan mit ca. 190 Mio. Muslimen sowie Indonesien mit ca. 230 Mio. Muslimen die drei Staaten mit der größten Anzahl von Muslimen weltweit. In Ostafrika weisen die Küstenstaaten Tansania und Kenia bedeutende muslimische Minderheiten (ca. 25-35 % der Bevölkerung) auf. Das Seminar untersucht an ausgewählten Beispielen – gerne können hier Interessen der SeminarteilnehmerInnen berücksichtigt werden - die Entwicklung dieser Regionen an der Peripherie des islamischen Herrschaftsbereichs und ihre Interaktion mit den arabischen Zentren islamischer Herrschaft von frühislamischer Zeit bis in die Gegenwart.

 

Folgende Leitfragen werden dabei eine Rolle spielen: Wie verbreitete sich der Islam in den Küstenzonen von Ostafrika, Indien und Südostasien? Welche religiösen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Transformationen und Synthesen bewirkte die muslimische Präsenz? Wie gestaltete sich das Verhältnis zwischen Muslimen und den einheimischen Bevölkerungen? Wie sahen die Interaktionen und Konfliktfelder mit Angehörigen anderer Religionen aus? Welche spezifischen Entwicklungen hat der Islam in Ostafrika, Südasien und Südostasien genommen und welche Rolle spielen Muslime dort heute? Welche Impulse gingen von dort für das Zentrum der islamischen Welt aus?

 

Lernziele

  • Grundlagenwissen erwerben
  • unterschiedliche Forschungsansätze kennenlernen
  • Forschen erproben und einüben
  • Recherchieren
  • Präsentieren und diskutieren
  • Wissenschaftlich schreiben

 

Methodik

Das Seminar ist nicht als „Referateseminar” konzipiert, sondern baut auf die aktive Mitwirkung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in jeder Sitzung. Die Sitzungen werden teils durch die Dozentin, teils durch die Studierenden gestaltet und beinhalten jeweils Inputphasen z.B. in Form von Kurzreferaten mit Präsentation (höchstens 15 min!), Partner- und/oder Kleingruppengespräch, Plenumsdiskussion und ggf. andere Elemente. Die Gestaltung einer Sitzung kann von jeweils 1-2 Studierenden übernommen werden. Gerne können bereits ab Ende Juli in meinen Sprechstunden Themen abgesprochen werden, dies ist aber auch zu Beginn der Vorlesungszeit im Oktober möglich.

Materialien werden im Learnweb und in einem Seminarapparat in der Bibliothek bereitgestellt.

 

Prüfungsleistung

Kurzreferat mit Präsentation von höchstens 15 min und ca. 10-seitige schriftliche Ausarbeitung. Abgabefrist: 31.3.2019

 

Zielgruppe und Teilnahmevoraussetzungen:

Das Seminar orientiert sich am Kenntnisstand von Studierenden des 3. Fachsemesters im BA Islamwissenschaft/Arabistik, doch sind auch TeilnehmerInnen aus höheren Semestern willkommen. Dies gilt auch für Studierende aus Studiengängen, mit denen Kooperationsvereinbarungen bestehen, wie z.B. dem BA Religionswissenschaft und dem MA AKÖM.

Teilnahmevoraussetzungen für Studierende der Islamwissenschaft/Arabistik: Erfolgreicher Abschluss des Moduls B Einführung in die Islamwissenschaft und möglichst der Module Arabisch 1 und Arabisch 2  

 

 

Literatur zur Einführung:

MICHAEL PEARSON: Islamic trade, shipping, port-states and merchant communities in the Indian Ocean seventh to sixteenth centuries, in: New Cambridge History of Islam Vol. 3, Cambridge 2010, S. 317-365

 

FEENER, R. MICHAEL: South-East Asian localisations of Islam and participation within a global umma, c.1500-1800, in: New Cambridge History of Islam Vol. 3, Cambridge 2010, S. 470-503

REID, ANTHONY: Islam in South-East Asia and the Indian Ocean littoral, 1500-1800: expansion, polarization, synthesis, in: New Cambridge History of Islam Vol. 3, Cambridge 2010, S. 427-469

WADE, GEOFF: Early Muslim Expansion in South-East Asia, eighth to fifteenth centuries, in: New Cambridge History of Islam Vol. 3, Cambridge 2010, S.366-408

 

 

Aufsätze zu den betreffenden Regionen in der NEW CAMBRIDGE HISTORY OF ISLAM, Cambridge 2010

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2018/19