Nach dem Ende des Sozialismus konstatierten viele die große „Brecht-Müdigkeit“. Doch allmählich nimmt man ihn wieder wahr, den Nonkonformisten, den Antibürger Brecht, den mit allen Wassern der Metrik gewaschenen Lyriker, den „radikaldemokratischen Medientheoretiker“ (Reinhold Jaretzky). Das Theater und die Schule hatten ihn nie ganz aufgegeben (anders als die Universitäten). „Postdramatisches Theater“? Ohne Brechts Theaterexperimente nicht denkbar. „Poetische Kollaborationen“? Viele seiner Texte entstanden in kreativen Kollektiven. „Kulturmanagement“? „Mein Name ist eine Marke, und wer diese Marke benutzt, muß dafür bezahlen“, verkündete er schon Anfang der 20er Jahre und ließ sich sein Steyr-Kabriolett als Reklameauto zur Verfügung stellen. Doch auch als Kapitalismuskritiker ist Brecht wieder da.

Im Seminar wollen wir Dramen aus unterschiedlichen Werkphasen lesen, dazu ausgewählte theatertheoretische Schriften, Lyrik und, exemplarisch für Brechts Prosa, einige der berühmten „Keuner“-Texte. Die dazugehörige Übung ist als intensive Vorbereitung auf die Hausarbeit konzipiert, Schreibübungen inklusive.

Bitte kaufen und zur ersten Sitzung lesen: Reinhold Jaretzky: Bertolt Brecht (= Rowohlt Monographien), 8,99€. Zu Beginn des Seminars wird außerdem ein Reader zur Verfügung gestellt.

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2018