Der Begriff "sprachliche Relativität" hat mindestens zwei Lesarten. Die eine, schwächere, besagt, dass diverse sprachliche Systeme die Realität auf unterschiedliche Art und Weise kategorisieren und abbilden, so dass direkte Vergleichbarkeit und Übersetzbarkeit zwischen zwei beliebigen Sprachen nicht immer gegeben ist. Die stärkere Lesart, die auch unter dem Namen der Sapir-Whorf-Hypothese bekannt ist, geht einen Schritt weiter und behauptet, dass die unterschiedlichen semantischen und grammatischen Systeme zu unterschiedlichen Konzeptualisierungen der Realität führen, so dass Sprecher unterschiedlicher Sprachen auch unterschiedllich denken. Im Unterschied zur schwächeren Lesart ist diese starke Lesart höchst umstritten und wird seitmehr als siebzig Jahren leidenschaftlich angegriffen und verteidigt.

Das Seminar bietet einen Überblick über die empirischen und theoretischen Grundlagen der sprachlichen Relativität. Nach eingehender Lektüre wichtigster Schriften werden wir die typologischen und die experimentellen Daten auswerten, die in der Debatte zur sprachlichen Relativität eine wichtige Rolle gespielt haben und uns dann den theoretischen und praktischen Konsequenzen dieser Hypothese widmen. Das Seminar umfasst einen 2-tägigen Blockteil am 25. und 26. Juni und findet während des Semesters 14-tägig statt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2018