Der amerikanische Präsidentschaftskandidat Barack Obama hat ein Profil bei Myspace.com, der russische Präsident Dmitrij Medvedev amüsiert sich über seine zahlreichen Doppelgänger auf Odnoklassniki.ru, dem Äquivalent des deutschen StudiVZ. Doch nicht nur die politische Prominenz setzt für die Image-Pflege zunehmend auf Blogs und soziale Netzwerke, das Internet eröffnet - mindestens theoretisch - eine Vielzahl von Partizipationsmöglichkeiten für breite Gesellschaftsschichten. Von einer “Architektur der Partizipation” spricht gar der ‚Erfinder’ des Web 2.0, Tim O’Reilly. Doch wie werden diese Potenziale konkret genutzt? Spielen gesellschaftliche Kontexte und kulturelle Traditionen eine signifikanten Rolle für die partizipative Nutzung der Neuen Medien, etwa das in Osteuropa historisch stark verankerte Konzept des Samizdat als Selbstverlag?

Diesen Fragen will das Seminar anhand eines Ost-West-Vergleichs virtueller Gemeinschaften und sozialer Netzwerke nachgehen, ohne dabei alte Trennlinien unkritisch zu reproduzieren. Dabei wollen wir den Partizipationsbegriff über den engen politischen Kontext ausweiten und Formen alternativer Kulturproduktion (literarische Blogs, Internet-Videos, Foto- und Bildbearbeitungen) im Netz in die Betrachtung mit einbeziehen.

Das Seminar verläuft als internetbasierte Kooperation des Instituts für Soziologie der Universität Münster und des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin und umfasst Präsenz- und Distance Learning-Einheiten. Technische Internet-Kenntnisse sind keine Voraussetzung, Interesse und Offenheit für alternative Lehr- und Lernformen sind erwünscht.

Semester: WiSe 2008/09