Autonomie und Paternalismus

Workshop der Kolleg-Forschergruppe

Welche Bedeutung hat Autonomie für das gelingende Leben? Wieviel wohlmeinende Fremdbestimmung ist zumutbar? Gibt es einen Mittelweg zwischen Autonomie und Patientenwohl als Leitprinzipien der Medizinethik? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich der Workshop Autonomie und Paternalismus der Kolleg-Forschergruppe "Normenbegründung in Medizinethik und Biopolitik". Die Veranstaltung findet am 2. Dezember im Raum G 1.32 in der Geistraße 24–26 statt. Eine Teilnahme ist nur auf Einladung möglich.

Das Prinzip des Respekts vor Autonomie ist unbestritten ins Zentrum der gegenwärtigen biomedizinischen Ethik und Biopolitik gerückt. Es hat der traditionellen Orientierung am Wohl des Patienten (oder Bürgers) in normativer Hinsicht den Geltungsrang abgelaufen, weil mit ersterem im Prinzip eine paternalistische Fremdbestimmung legitimierbar ist, die vielen heute als inakzeptabel gilt.

Angesichts der Komplexität menschlicher Personen einerseits und der Vielschichtigkeit der ethischen Problemstellungen andererseits wirft der Begriff der Autonomie jedoch auch konzeptionelle und normative Fragen auf, die von der Frage nach metaethischen Konstellationen (z. B. Autonomie zwischen Deontologie und Perfektionismus) bis hin zum Verhältnis von personaler Autonomie und Zeitverhältnissen reichen. Darüber hinaus stellt weder eine undifferenzierte kategorische Zurückweisung des Paternalismus noch eine unkritische Legitimation bestimmter Formen desselben eine plausible Position dar.

Wenn es nicht stimmt – wofür einiges in der neuen Glücks­forschung spricht – dass Individuen prinzipiell die besten Beurteiler ihres Wohls sind, und wenn es auch nicht stimmt, dass jede Handlung zur Förderung des Wohls eines Menschen eine unzulässige Intervention darstellt, dann scheinen differenziertere Positionen erforderlich zu sein. Dieser Workshop geht daher der Vermutung nach, dass nur durch solche differenzierte Konzeptionen der Autonomie und des Paternalismus sachlich tragfähige Antworten gegeben werden können.

 

Programm

9:30 Begrüßung
9:35 – 10:20 Glück und Autonomie
Kurt Bayertz
10:25 – 11:10 Konsequentialismus und Autonomie
Johann Ach & Bettina Schöne-Seifert
  Kaffeepause
11:20 – 12:05 Perfektionismus und Paternalismus
Thomas Gutmann
12:10 – 12:55 Grenzen des weichen Paternalismus
Bijan Fateh-Moghadam
  Mittagspause
13:45 – 14:30 Liebe, Autonomie und Paternalismus
Michael Kühler
14:35 – 15:20 "Dax Cowart"
Annette Dufner
  Kaffeepause
15:30 – 16:15 Selbstbindung und Selbstpaternalismus
Michael Quante
16:20 Schlussworte