Bibliodrama


Kurze Beschreibung

Texte sind Produkte ihrer Entstehungszeit, sie sind zugleich raumzeitliche Gebilde - bibliodramatisch sprechen wir von Textkörpern, von Texträumen. Im B. begehen die Rezipienten die Texträume und entschlüsseln geschichtsübergreifend deren  je eigene Bedeutung. Da Texte Wirklichkeit nicht abbilden, werden im bibliodramatischen  Handeln  Rezeptionsmöglichkeiten zur Disposition gestellt, die sich im Prozess der subjektiven Aneignung zu bewahrheiten haben. Bibliodramatische Textrezeption lebt von den Leerstellen, die den Leser, die Leserin über die hermeneutische Distanz hinweg herausfordern, immer wieder neue / heilsrelevante Sinnstrukturen zu entwickeln. Das Wort nimmt  Gestalt an. Körperarbeit ist ein maßgeblicher Zugang zum Textkörper. Der Textraum kann im Bibliodrama buchstäblich betreten und mit allen Sinnen erfasst werden. Auch im Kontext universitärer LehrerInnenausbildung können die Texte auf diesem Weg Türen für immer wieder neue Spiel- sprich’ Lebensräume öffnen. Wenn die Studierenden sie selbst im eigenen Körper sind (das, was wir heute Authentizität nennen), dann eröffnen sich im konkreten Hier und Jetzt ggf. neue Möglichkeiten lebendiger Religiosität.
Lesen Sie z.B. Lk 4,16-30! Spüren Sie nach, wie sich V 22 für Sie anfühlt!  Für einen Großteil der  Studierenden, die sich bibliodramatisch auf die Textstelle eingelassen haben, wird die Textstelle als Zumutung empfunden, Es fällt schwer zuzulassen, wie sich die Aggression, die Wut, die Ablehnung anfühlt, die die Menschen Jesus entgegenbringen. Es wird als echte Herausforderung erlebt, zu spüren, dass und wie man diese Gefühle  nicht nur aushalten kann, sondern dass gerade in dem radikalen bei sich selbst Sein eine Energie freigesetzt werden kann, die zu jener Größe führt, die Jesus verkörpert und Lk in Vers 30 mit den Worten beschreibt: Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg. Jesus verkörpert hier für die gen. Studierenden  eine Stärke, die die Persönlichkeit, die Authentizität eines Menschen ausmacht, der nicht abhängig davon ist, was andere über ihn denken, der zielstrebig und in diesem Fall wortlos seinen Weg ins und durchs Leben geht, der hier die Menschen mit ihren Emotionen sich selbst überlässt. Jesus steht damit Modell für jene Art der Konfrontation und Provokation, die nichts mit dem Kampf um Rechthaberei zu tun hat, sondern - wenn sie aus einer liebevollen Haltung Menschen gegenüber gespeist wird, als verkörperte Zuversicht erlebt wird: Ich traue dir zu, dass du dich jetzt mit dir selbst auseinandersetzen kannst, dass du dir durch unsere Begegnung nun andere Fragen stellst, um deine eigenen sinnstiftenden  Antworten zu finden, die sich durch deine Handlungskompetenz als heilsrelevant zu erweisen haben.

Arbeitsschwerpunkte in Schlagworten

  • Didaktik der Katholischen Theologie
    - Initiierung von Lehr-Lernsituationen mit praxisorientiertem fachdidaktischem Schwerpunkt (Praxis als Wahrnehmungsfeld vielfältiger Formen der Metareflexion)
    - Initiierung von berufsbezogenen, -relevanten Lehr- Lernsituationen ( theoriegeleitete Wahrnehmung, Achtsamkeit und Interpretation von Praxis)
    - Modelllernen zum reflexiv-pragmatischen Habitusererwerb religiösen Lernens
  • Korrelative Kompetenz
    - Kommunikativer Kompetenzerwerb  im möglichst herrschaftsfreien Dialog
    - Hermeneutischer Kompetenzerwerb auf der Grundlage historisch-kritischem Erkenntnisinteresses durchbuchstabiert als gesellschaftskritische Verantwortung
    - Erwerb von Entscheidungskompetenz, die sich als begründete Entschiedenheit im Handeln (fakultativ als lebendige politische Theologie) erweist
  • Emotionales Lernen