SoPaKo – Soziale Partizipation durch Kohäsion. Eine Interventionsstudie an Grundschulen.

Das SoPaKo-Projekt ist ein von der DFG gefördertes Projekt über 3 Jahre.

Soziale Teilhabe von Kindern mit Beeinträchtigungen ist ein zentrales Ziel inklusiver Beschulung. Gelungene Partizipation liegt vor, wenn Kinder mit und ohne Förderbedarf in gleicher Weise in schulische Lern- und Arbeitsprozesse eingebunden sind sowie wechselseitig positive Beziehungen mit ihren Klassenkameraden erleben. Die empirische Forschung zeigt jedoch, dass soziale Partizipation aller Kinder nicht allein durch inklusive Beschulung gesichert werden kann (z.B. Bless & Mohr, 2007; Huber, 2008; Huber & Wilbert, 2012; Schwab et al., 2015).

Verschiedene Trainings zur Verbesserung der sozialen Partizipation von Kindern mit sonderpädagogische Förderbedarf (SPFB) wurden daher entwickelt und überprüft. Sie streben häufig die Stärkung der sozialen Kompetenzen der Kinder mit SPFB an oder sie versuchen als unterstützungsbasierte Interventionen deren soziale Ressourcen zur Bewältigung fachlicher/sozialer Probleme zu steigern. Insgesamt rücken diese Interventionen stets das förderbedürftige Kind in den Fokus und nehmen damit das Risiko seiner Stigmatisierung in Kauf.

Unsere eigene schulische Interventionsmaßnahme legt ihren Fokus hingegen auf die Schulklasse als Ganzes und vermeidet damit individuelle Stigmatisierungen. Zielvariable ist die Gruppenkohäsion, verstanden als „the resultant of all forces acting on members of groups to remain in the group“ (Festinger, 1950, S. 274). Kohäsion unterstützt die instrumentellen Funktionen einer Gruppe – die Erfüllung der gemeinsamen Aufgabe und des Bedürfnisses nach Zugehörigkeit – und sollte damit auch die individuelle soziale Partizipation der Schülerinnen und Schüler fördern.

Unsere Intervention umfasst lernbezogene sowie soziale Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler auf Dyaden- vs. Gesamtgruppenebene, die in den regulären Unterricht eingebunden werden. Die Aktivitäten orientieren sich einerseits am Projekt SirIus (Universität Zürich) – einer Intervention für Grundschulklassen mit inklusiv unterrichteten Kindern mit geistiger Behinderung – und greifen andererseits Ideen eines Teamentwicklungsmodells auf, das bereits erfolgreich zur Steigerung der Gruppenkohäsion in Sportgruppen eingesetzt wurde (Carron & Spink, 1993).

In einem Wartekontrollgruppendesign mit insgesamt 50 Grundschulklassen der Klassenstufen zwei und drei wird überprüft, ob durch diese Intervention a) die Klassenkohäsion gestärkt und b) darüber vermittelt die individuelle soziale Partizipation aller Kinder, insbesondere aber derjenigen mit Schulleistungsschwäche und Verhaltensauffälligkeiten, gesteigert wird. Die Analyse der quantitativen Daten aus Schüler- und Lehrerfragebögen sowie soziometrischen Befragungen geschieht auf Klassenebene mittels mixed-design ANOVAs sowie auf Individualebene mittels Hierarchischer Linearer Modellierung. Dieses Vorgehen erlaubt die Berücksichtigung individueller, metrisch erfasster Merkmale (Schulleistung, Verhaltensprobleme) bei der Schätzung des Interventionseffektes und vermeidet so auch auf statistischer Ebene die kategoriale Zuordnung „mit vs. ohne SPFB“.

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