Die Speicherstadt heute: Ort der Kommunikation und Dienstleistung

Heinz Terlau

Von der militärischen Anlage zur denkmalgeschützten Nutzarchitektur

1998 kaufte die Westfälisch-Lippische Vermögensverwaltungsgesellschaft (WLV) für die Westbahn vom Bundesvermögensamt das 115.000 qm umfassende Areal der ehemaligen Winterbourne Barracks in Münster-Coerde. Die britischen Streitkräfte nutzten diese Anlage von 1945 bis 1994 für Lagerungszwecke. Auf dem Grundstück befanden sich u. a. eine ehemalige Heeresbäckerei und neun ehemalige Speichergebäude, die zwischen 1938 und 1940 von der Wehrmacht zur Lagerung von Getreide und zur Herstellung von Kommissbrot errichtet worden waren. Nach dem Erwerb durch die WLV sollte das Gelände ursprünglich der Westbahn, einem neu gegründeten Bahnunternehmen, als Betriebsstandort und Heimatbahnhof dienen. Die Anlage bot dafür gute Voraussetzungen (Anbindung an das Netz der Deutschen Bahn AG). Das Unternehmen erhielt jedoch keinen Fahrauftrag und stellte seine Tätigkeit im Jahr 2000 ein. Das Gelände fiel an die Muttergesellschaft zurück. Die WLV begann nun sukzessive die einzelnen Speicher und alle Nebengebäude zu vermarkten und zu sanieren. 2001 zog sie selbst mit ihren Büroräumen in einen der umgebauten Getreidespeicher (heute An den Speichern 6), der als Referenzobjekt fungierte. Der Autor, der die Konversionsmaßnahme seit 1998 verantwortlich begleitete, zeichnet nicht nur die jüngere Entwicklungsgeschichte der Speicherstadt Münster sehr detailliert nach, sondern er nimmt außerdem eine genaue architektonische Bestandsanalyse des Gebäudeensembles vor. So wird der funktionale und erfolgreiche Wandel einer ehemals militärisch genutzten Anlage zu einem modernen Kommunikations- und Dienstleistungsstandort deutlich. Wo früher Korn und Brot lagerten, befinden sich heute Büros und Archive sowie Tagungs- und Seminarräume.

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