Zum Tode von Prof. Dr. Jürgen Grimm

Das Romanische Seminar der Universität Münster trauert um Jürgen Grimm. Der bekannte Romanist ist am 20. Januar 2009, nur wenige Wochen nach Vollendung seines 74. Lebensjahres, nach schwerer Krankheit in Münster vestorben. Er war 1974, aus Freiburg kommend, auf einen Lehrstuhl für Romanische Philologie mit dem Schwerpunkt französische Literaturwissenschaft an die hiesige Universität berufen worden. Ihr hat er bis zu seiner Emeritierung im Frühjahr 2000 die Treue bewahrt. Bis zur Mitte des vergangenen Jahres blieb er dem Romanischen Seminar als Forschender und als Lehrender verbunden.

         Jürgen Grimm hat um der Romanistik willen gelebt. Zwar berichtete er in den letzten Jahren auch gern und ausführlich von den Reisen, die er in ferne Kontinente unternahm. Aber im Zentrum seiner Existenz stand die wissenschaftliche Arbeit in Forschung und Lehre. Nie gab es einen Zweifel, dass er in ihr seine eigentliche Bestimmung gefunden hatte. Sein Lebensmittelpunkt war seine Arbeit in der Universität. So hat er das Bild der Münsteraner Romanistik über viele Jahre hin wesentlich geprägt.
         Seine Arbeit hat reiche Früchte getragen. Er hat viele Studierende erfolgreich promoviert und eine Reihe von ihnen über die Habilitation hinaus begleitet und gefördert. Es ist ihm gelungen, das von ihm selbst gelebte philologische Ethos an seine Schüler weiterzugeben.

         Der engagierte Romanist lebte in dem  Bewusstsein, dass es auch auf gesellschaftlicher Ebene um den Erhalt der Romanischen Philologie zu kämpfen galt. Er selbst hat oft darauf hingewiesen, dass die deutsch-französische Aussöhnung ein Schlüsselerlebnis  seiner Jugend gewesen sei. Er verbrachte mehrere Jahre als Lektor in Frankreich. Als Vorsitzender des Deutschen Romanistenverbandes und später des Romanistischen Dachverbandes setzte er seine Kraft dafür ein, der Beschränkung auf das Englische als alleiniger lingua franca entgegenzuwirken. Hier mußte er Enttäuschungen hinnehmen.
         Um so mehr bemühte er sich darum, dass immer wieder eine größere Zahl seiner Schüler durch ihn Zutritt zu den wichtigsten Pariser Bühnen und Theaterwerkstätten fand. Diese Aktivität weitete er später zu Kontakten mit den wichtigsten Bühnen in NRW aus, was seinen Niederschlag auch in der Publikation der Jahrbücher zum Theatergeschehen fand. Über mehrere Jahre gab er Theater im Revier und dann Theater über Tage heraus.

         Jürgen Grimm hat sich ein bleibendes Verdienst als Vermittler französischer Literatur in Deutschland erworben. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen dix-septiémistes der letzten 50 Jahre. Seine Monographien zu La Fontaine und Molière sind zu Klassikern der Forschung geworden. Darüber hinaus hat er sowohl durch monographische als auch einzelne Beiträge zum modernen französischen Theater und durch die von ihm herausgegebene Französische Literaturgeschichte ein allgemeines Publikum erreicht. Mehrere seiner Bücher erfuhren Neuauflagen. So gelang es ihm, über den universitären Rahmen hinaus Resonanz zu finden. Die Münsteraner, aber auch die Deutsche Romanistik verlieren mit Jürgen Grimm einen ihrer profiliertesten Vertreter.
Das Romanische Seminar