Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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Universitäts- und Landesbibliothek

 

Noch deutlicher als in den Vorjahren stand die Bibliothek vor dem Problem, mit stagnierenden Ressourcen die vor allem durch neue Medien anschwellende Informationsflut zu bewältigen. Umso wichtiger wird die Kooperation von Bibliotheken und anderen Informationseinrichtungen bei der Informationsbeschaffung wie auch der gezielte, sparsame und bedarfsgerechte Ressourceneinsatz.

Wichtigste Entwicklungen 1999 waren

  • die Einführung eines neuen integrierten EDV-Systems für Ausleihe und Online-Katalog,
  • die weitere Retrokonversion der Zettelkataloge,
  • die Nutzung der Möglichkeiten, die der Ausbau der Digitalen Bibliothek NRW bietet.

Integriertes Ausleih- und Katalogsystem

Das Anfang 1989 eingeführte Ausleihsystem war nicht 2000-fähig und musste ersetzt werden; außerdem sollte endlich auch eine Verbindung Online-Katalog/Ausleihsystem geschaffen werden.

Da das HBFG-Verfahren sich lange hinzog, standen die notwendigen Mittel erst im April 1999 bereit; die Umstellung war - mit den notwendigen Vorbereitungen - daher erst Ende November möglich. Für zwei Wochen wurde der Ausleihbetrieb eingestellt; alle Bücher blieben aber für die Benutzer erreichbar.

Im neuen integrierten System kann nun mit einer einzigen Anfrage ermittelt werden, ob ein Titel vorhanden ist und ob er ausleihbar am Standort steht. Auch die Suchmöglichkeiten sind erheblich verbessert.

Online-Katalog der Universität/Retrokonversions-Projekt

Das 1997 begonnene und von Münster aus betreute NRW-Projekt, in dem der Zentralkatalog NRW mit 4,5 Mio. Titeln durch eine Spezialfirma in elektronische Form konvertiert wurde, konnte im Juni 1999 erfolgreich abgeschlossen werden. Der Verbundkatalog NRW enthält dadurch inzwischen über 10 Mio. Titel. Ohne dieses Großprojekt, das vom MSWWF finanziert wurde, wäre eine Umwandlung der Zettelkataloge in den einzelnen Universitätsbibliotheken in absehbarer Zeit nicht möglich gewesen.

Die Bibliotheken fügen den Titeln jeweils ihre Standorte und Exemplarzahlen hinzu und katalogisieren selbst alles, was der Zentralkatalog nicht enthält. Diese Arbeiten sind personalaufwendig und werden sich daher ca. drei Jahre länger als das Großprojekt hinziehen. In den zweischichtigen Bibliothekssystemen - auch in Münster - ist zudem auch der Bestand der Institutsbibliotheken zu erfassen.

Tabelle 2: Stand der DV-Erfassung der Titel in Münster (Ende 1999)
  EDV-erfasster Bestand
ULB und Zweigbibliotheken 0,868
Dezentrale Bibliotheken 0,47
Insgesamt 0,63

Digitale Bibliothek

Seit 1998 wird mit Zentralmitteln des MSWWF die „Digitale Bibliothek NRW" erstellt, die mit zentralem Zugangs-, Zertifizierungs- und Abrechnungssystem eine wachsende Zahl von Datenbanken und elektronischen Publikationen bietet. 1999 wurde eine finanzielle Beteiligung der Bibliotheken vereinbart für alle elektronischen Publikationen, die sie jeweils ihren Benutzern anbieten wollen. Dadurch konnte das Spektrum der elektronischen Publikationen wesentlich erweitert werden.

Ende 1999 lief das ebenfalls vom MSWWF gestützte Konsortialabonnement der elektronischen Elsevier-Zeitschriften aus. Die höchsten Nutzungszahlen kamen dabei aus Münster. Eine Weiterführung in veränderter Form ist geplant. Konsortialverträge für elektronische Zeitschriften wurden Ende 1999 auch mit den Verlagen Kluwer und Springer geschlossen.

Die Nutzung der elektronischen Medien verlangt in hohem Maße Beratung und Schulung. Die Fortbildungen des Bibliothekspersonals stiegen daher um 22 % an, die Zahl der Benutzerschulungen um 17 %!

Haushaltsmittel, Erwerbung

Da der Etat stagniert und die Zeitschriftenpreise kräftig steigen, mussten 800 Zeitschriftenabonnements abbestellt werden, der größere Teil davon in der Medizin. Die Abbestellungen wurden mit den betroffenen Fächern abgestimmt. Im nächsten Jahr sind gezielte Nutzungsuntersuchungen geplant, die auch einen Kostenvergleich zwischen Abonnement und Dokumentlieferung erlauben sollen.

Sondermittel standen 1999 nicht für den Buchkauf zur Verfügung, wohl aber für Benutzer-PC's, Regalierung und Zusammenführung von Institutsbibliotheken.

Benutzung

Die Ausleihe stieg 1999 nochmals um 3,4 % an; vor allem die Freihandbestände sind stark gefragt (+ 7,2 %).

Die Bibliotheksbesuche stiegen um 6,4 %: 1.127.000 Personen suchten die Bibliothek auf; durchschnittlich 4.000 Benutzer kamen pro Tag (samstags weniger). Hier zeigt sich seit Jahren ein verändertes Verhalten der Studierenden, die häufig auch mit eigenen Büchern in der Bibliothek arbeiten wollen. Die „Fernnutzung" über den PC am Arbeitsplatz (Datenbanken, Katalog, Ausleihsystem) hat daran noch nichts geändert.

Altbestände

Die Erhaltung und Pflege der umfangreichen Altbestände der Bibliothek konnte wieder kräftig vorangetrieben werden. Sowohl für die Einzelrestaurierung besonders wertvoller Bände wie für die Verfilmung zerfallsgefährdeter Literatur des 19. Jahrhunderts standen Sondermittel bereit. Ebenfalls aus Sondermitteln wurden theologische Literatur der Kapuziner und teure Faksimiles für die Mittelalterforschung beschafft.

Zum ersten Mal begann die Bibliothek mit der Digitalisierung älterer landeskundlicher Literatur, um die Bestände breiter zugänglich zu machen. Hierbei wird zunächst verfilmt (als Dauer-Sicherung), dann vom Film digitalisiert.

Zum 250. Geburtstag des Schriftstellers und Juristen Anton Matthias Sprickmann, der an der Münsterischen Universität lehrte, zeigte die Bibliothek eine Ausstellung zu Leben und Werk.

Landesbibliothekarische Aufgaben

Das 1998 im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport erstellte Gutachten ergab zusätzlichen Stellenbedarf in allen drei NRW-Landesbibliotheken für die im Pflichtexemplargesetz festgelegten Aufgaben. Trotz ständiger Verhandlungen beider Ministerien konnte eine Lösung allerdings noch nicht erreicht werden.

Für die NRW-Bibliographie wurde der letzte im Druck erscheinende Band (15,1997) von den Redaktionen in Münster und Düsseldorf vorbereitet. Ab dem nächsten Jahr soll die Bibliographie als Datenbank weitergeführt werden. Sie enthält nun ca. 172.000 Titel.

1999 erschien der „Handschriftenzensus Westfalen", der die mittelalterlichen Handschriften in westfälischem Besitz für die Forschung erschließt. Ein Beirat aus der Universität hatte das Projekt begleitet.

In der Arbeitsstelle „Historische Bestände in Westfalen" wurden wieder mehrere Sammlungen aus nichtstaatlichen Bibliotheken Westfalens erschlossen und restauriert.

Organisation

Ende 1999 wurden die Arbeitsbereiche Erwerbung und Katalogisierung integriert, um effiziente und raschere Buchbearbeitung zu erreichen.

Das Projekt „Kostenrechnung für wissenschaftliche Bibliotheken" wurde mit Erscheinen des Handbuchs und der Software Mitte 1999 beendet. In einem Anschlussprojekt „Controlling", das ebenfalls von der DFG finanziert wird, soll ein Management-Informations-System für Kosten- und Leistungsdaten der Bibliotheken entstehen.

Die Einführung der Gleitzeit im Februar hat zu größerer Flexibilität und Transparenz im Arbeitseinsatz geführt.

Raumprobleme

Die Unterbringung der Bestände wird mehr und mehr schwierig, da die Aussonderungs- und Verfilmungsmöglichkeiten ebenso erschöpft sind wie die Möglichkeit zum Einbau von Kompakt-Regalanlagen. Auch die vermehrte Benutzung verstärkt das Raumproblem. Ende 1999 wurde mit einer Bedarfserhebung für die nächsten Jahre begonnen.

Zweigbibliotheken, Bibliothekssystem

Umbau und Erweiterung der Zweigbibliothek Sozialwissenschaften waren im Mai beendet; die beiden soziologischen Institutsbibliotheken wurden integriert. Damit steht eine integrierte Bibliothek der Sozialwissenschaften zur Verfügung, die in angenehmen Räumen auch genügend Benutzerplätze und einen PC-Schulungsraum bietet.

In der Zweigbibliothek Medizin wurde das Magazin für die Benutzer geöffnet. Aufgrund der umfangreichen Zeitschriften-Abbestellungen wird der Ersatz von Zeitschriften durch Online-Lieferdienste getestet.

Bei der Zusammenführung von Institutsbibliotheken zu größeren Einheiten konnten zwar 6 Einzelbibliotheken in den Bereichen Anglistik, Wirtschaftswissenschaft und Physik in größere Bibliotheken integriert werden; vier Bibliotheken entstanden aber in diesem Jahr neu durch getrennt untergebrachte Lehrstühle oder Projekte. Damit liegt die Zahl der dezentralen Bibliotheken Ende 1999 bei 177. Größere Zusammenführungen in den Fachbereichen Evangelische Theologie und Rechtswissenschaft scheitern derzeit noch an den notwendigen Baumitteln.

Begonnen wurde mit der Erfassung aller wertvollen Altbestände der Universität, um deren sachgerechte Erhaltung und Erschließung zu erreichen.

Arbeit in Gremien

Die Bibliothek hat ihre führende Rolle in Fragen des Bibliotheksmanagements und der Leistungskontrolle weiter ausgebaut. Vorrangig waren Projekte der internationalen und nationalen Bibliotheksstatistik, der Leistungsmessung für die Digitale Bibliothek und der Management-Daten der NRW-Bibliotheken.

Ein zweiter Schwerpunkt der Bibliothek liegt im Bereich der Erhaltung und Pflege von Altbeständen.

Planung 2000

Wichtigste Punkte sind neben der weiterhin intensiv betriebenen Retrokatalogisierung die Umstellung auf das neue NRW-Katalogsystem ALEPH, die Einführung eines Erwerbungsmoduls im integrierten Bibliothekssystem und die Weiterentwicklung des Bereichs „Digitale Bibliothek", für den ein Informations- und Schulungssystem für Benutzer und ein Nachweissystem elektronischer Information im Bereich der Niederlande-Forschung beantragt sind.

 

Ltd. Bdir. Dr. Roswitha Poll
Direktorin der Universitäts- und Landesbibliothek